
Poetry, Painting, Park: Goethe and Claude Lorrain
Durchdrungen von einer pulsierenden Energie, die von der Sonne ausgeht, schöpft Claude Lorrains Landschaft aus dem Zusammenspiel von Licht und Dunkelheit, um ein „lebendiges Ganzes“ zu schaffen und das Symbolische zu evozieren.
In einem lebenslangen Gespräch mit Lorrain - festgehalten in so unterschiedlichen Texten wie „Amor als Landschaftsmaler“, Faust und der Farbenlehre - erforscht Goethe die Dialektik von Natur und Kunst, Nachahmung und Erfindung, Subjekt und Objekt. Goethe versucht, Lorrain zu begreifen, indem er ihn in Worten, im ekphrastischen Modus, als Erfahrung und Idee wiedergibt.
Die Untersuchung bleibt ergebnisoffen, denn die Landschaft ist ein Paradoxon: das Reale, das Geistige und das Affektive treffen aufeinander, ohne sich zu vermischen. Diese ästhetische Entdeckung und Veranschaulichung der Natur als Landschaft steht im Einklang mit dem Versuch, die Welt und unseren Platz in ihr zu begreifen. Die drei Schwesterkünste Dichtung, Malerei und Gartenbau dienen als Spiegel für Goethes künstlerisches Selbstverständnis, auch für seine Ambivalenz gegenüber dem Englischen Garten, wie sie etwa im Roman Wahlverwandtschaften zum Ausdruck kommt.
Franz R. Kempf ist Professor für Germanistik am Bard College.