
Politics and Web 2.0: The Participation Gap
Ein Ausgangspunkt für dieses Buch ist das Paradoxon zwischen dem scheinbar grenzenlosen Versprechen moderner Webtechnologien für eine verbesserte politische Kommunikation und ihrem begrenzten tatsächlichen Beitrag. Empirische Belege zeigen, dass weder die Bürger noch die politischen Parteien die Vorteile von Online-Plattformen zur Förderung der politischen Beteiligung voll ausschöpfen.
Dies wird besonders deutlich, wenn man die Websites politischer Parteien betrachtet, die zwei Hauptfunktionen übernommen haben: i) Verbreitung von Informationen für Bürger und Journalisten über Geschichte, Struktur, Programm und Aktivitäten der Partei; ii) Beobachtung der Meinungen der Bürger zu verschiedenen politischen Fragen und politischen Vorschlägen, die zur Diskussion stehen. Trotz der Integration von Websites in die „permanenten Kampagnen“ (Blumenthal) der politischen Parteien gilt das Fernsehen nach wie vor als das Kernmedium der politischen Kommunikation, und es herrschen nach wie vor einseitige und von oben nach unten gerichtete Kommunikationsstrategien vor. Mit anderen Worten: Es ist immer noch „business as usual“.
Dieses Buch geht der Frage nach, ob das Web 2.0 dazu beitragen kann, die politische Beteiligung der Bürger zu verbessern. Es bietet eine kritische Betrachtung des aktuellen Stands der Technik aus verschiedenen Perspektiven, weist auf noch bestehende Wissenslücken hin und zeigt vielversprechende Ansätze für die weitere Forschung auf.
Ziel ist es, eine Debatte über das Missverhältnis zwischen Parteien und Bürgern sowie über die Rolle und den Stellenwert moderner Webtechnologien in diesem Zusammenhang anzuregen. Jedes der enthaltenen Kapitel bietet wertvolle Untersuchungen der Art und Weise, wie politische Parteien im Zeitalter des Web 2.0 die Bürgerbeteiligung motivieren, nutzen und von ihr geprägt werden.
Dabei werden unterschiedliche Perspektiven eingenommen, Beispiele aus verschiedenen europäischen politischen Systemen herangezogen und analytische Einblicke sowohl auf der individuellen/Mikroebene als auch auf der breiteren Makro- oder zwischengesellschaftlichen Systemebene geboten. Zusammengenommen bieten sie eine ausgewogene und zum Nachdenken anregende Darstellung der politischen Partizipationslücke, ihrer Ursachen und Folgen für die politische Kommunikation und die demokratische Politik und weisen den Weg zu neuen Formen der zeitgenössischen politischen Partizipation.