Bewertung:

Derzeit gibt es keine Leserbewertungen. Die Bewertung basiert auf 2 Stimmen.
Potsdamer Platz, Or, the Nights of the New Messiah: Ecstatic Visions
Eine rasante Geschichte des deutschen Expressionismus über die Orgie als Erlösung im Weimarer Berlin
Ursprünglich 1919 auf Deutsch erschienen, war Potsdamer Platz der erste Roman von Curt Corrinth, der sich einer expressionistischen, frenetischen Prosa bediente und seine exzessive Vision der freien Liebe präsentierte. Inspiriert von den Sexualtheorien des umstrittenen Freud-Schülers Otto Gross, predigte Corrinth die sexuelle Orgie als Mittel zur Erlösung und die universelle Kopulation als neue Weltreligion.
Der Protagonist des Buches, Hans Termaden aus der Provinz, kommt nach Berlin, wo er sich schnell vom Stadtmenschen zum sexuellen Messias entwickelt, indem er Prostituierte und Jungfrauen in sinnliche Krieger verwandelt und Männer von sexuellen Hemmungen befreit. Als sich seine Heldentaten herumsprechen, strömen die Menschen in sein Hauptquartier am Potsdamer Platz und verwandeln alle Gebäude in Bordelle. Polizei und Armee versuchen, für Ordnung zu sorgen, laufen aber selbst über, um sich an der sich ausbreitenden Kopulation zu beteiligen, während Corrinths Prosa selbst auf der Seite zu zersplittern und zu zerfließen beginnt.
Zu seiner Zeit verschrien, kann der Postdamer Platz heute als ein Portal zu den kulturellen Exzessen des Weimarer Berlins gelesen werden. Diese erste englische Übersetzung enthält die Originalillustrationen von Paul Klee für die 1920 erschienene Luxusausgabe des Buches.
Curt Corrinth (1894-1960) studierte Jura, bis er im Ersten Weltkrieg zum Militärdienst eingezogen wurde. In der Folge vertrat er eine Antikriegs- und antibürgerliche Haltung in seiner Lyrik und einer Reihe von Romanen, von denen drei 1933 von den Nazis verboten wurden. Im Jahr 1955 siedelte er in die DDR nach Ost-Berlin über, wo er fünf Jahre später starb.