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Practiced Citizenship: Women, Gender, and the State in Modern France
Vor mehr als fünfzig Jahren eröffnete der Soziologe T. H. Marshall die moderne Debatte über die Entwicklung der vollen Staatsbürgerschaft in modernen Nationalstaaten, indem er argumentierte, dass diese in drei Stufen abläuft: von den Bürgerrechten über die politischen Rechte bis hin zu den sozialen Rechten. Die Unzulänglichkeiten dieses Modells waren den feministischen Wissenschaftlerinnen klar. Wie die politische Theoretikerin Carol Pateman argumentierte, beruhte der moderne Gesellschaftsvertrag, der den Nationalstaaten zugrunde liegt, von Anfang an auf einem impliziten "Sexualvertrag". Pateman zufolge führte die Entstehung der modernen Demokratie zwangsläufig zur politischen Auslöschung der Frauen.
Seit den 1990er Jahren haben feministische Historikerinnen erkannt, dass Marshalls Typologie die Entwicklungen, die die Frauen in Frankreich betrafen, nur unzureichend beschreibt. Eine Untersuchung der Rolle der Frauen und des Geschlechts in der Entwicklung des Wohlfahrtsstaates legt nahe, dass die sozialen Rechte, die in den republikanischen Vorstellungen von Weiblichkeit verwurzelt sind, für Frauen in Frankreich früh und schnell kamen, während die politischen und wirtschaftlichen Rechte weiterhin hinterherhinkten. Während ihr beträchtlicher Zugang zu den Privilegien der sozialen Staatsbürgerschaft ihre Aussichten prägte, dominiert das Fehlen formeller Rechte für Frauen immer noch die Diskussion. Praktizierte Staatsbürgerschaft bietet eine bedeutende Neuinterpretation dieser Geschichte.
Durch eine Analyse der Art und Weise, wie die Staatsbürgerschaft von Frauen im Frankreich der Neuzeit gelebt, praktiziert und eingesetzt wurde, zeigt Practiced Citizenship, wie die Geschlechternormativität und die daraus resultierenden Zwänge, die Frauen auferlegt wurden, dennoch Möglichkeiten für eine Neuverhandlung des sozialen und sexuellen Vertrags schufen.