
Precedent in Pakistani Law
Im Common Law System ist es die Lehre vom „Präzedenzfall“, auf die sich die Gerichte mehr als auf jede andere Rechtslehre stützen, wenn sie ihre Entscheidungen treffen. Die Elemente, aus denen sich die Lehre vom Präzedenzfall zusammensetzt, sind zahlreich und komplex.
Trotz ihrer beträchtlichen Bedeutung im pakistanischen Rechtssystem hat die Funktionsweise dieser Lehre bisher nur wenig wissenschaftliche Beachtung gefunden. Das vorliegende Werk schließt diese Lücke. Es untersucht gründlich die Geschichte, den Ursprung und den Kontext dieser Lehre sowie die Regeln, nach denen sie in Pakistan beim Obersten Gerichtshof, den High Courts, dem Federal Shariat Court und den verschiedenen Gerichten angewandt wird, mit Beispielen und Analysen der Rechtsprechung.
Wie wird die Ratio eines Präzedenzfalls bestimmt? Wie ist Artikel 189 der pakistanischen Verfassung auszulegen? Sind die Entscheidungen des Obersten Gerichtshofs für den Obersten Gerichtshof selbst bindend? Sind die unteren Gerichte an das Diktum des Obersten Gerichtshofs gebunden? Gibt es Entscheidungen des Obersten Gerichtshofs, die für die unteren Gerichte nicht bindend sind? Welchen Standpunkt nehmen die obersten Gerichte in Indien und Azad Jammu & Kashmir (AJK) zu all diesen Fragen ein? Welcher Wert sollte Präzedenzfällen in Strafsachen beigemessen werden? Können der Supreme Court, die High Courts und das Federal Shariat Court ihre eigenen früheren Entscheidungen außer Kraft setzen? Und ist die Praxis der höheren Gerichte in Pakistan - gemäß Artikel 189, 201 und 203 GG - im Einklang mit dem islamischen Recht? Dies sind einige der Fragen, die für das Verständnis der Funktionsweise von Präzedenzfällen im pakistanischen Recht von entscheidender Bedeutung sind und die in dieser Arbeit erörtert werden.