
Protesting Poverty: Protestants, Social Ethics, and the Poor in Brazil
In einer Zeit, in der der lateinamerikanische Protestantismus zunehmend zu einer Kraft geworden ist, mit der im öffentlichen Raum gerechnet werden muss, und ein wachsendes wissenschaftliches Interesse auf sich zieht, trägt dieses Buch zum Verständnis der gesellschaftspolitischen Relevanz der protestantischen Präsenz in der brasilianischen Geschichte und Gesellschaft bei. Raimundo Barreto argumentiert, dass das progressive Evangélicx-Christentum, ein Zweig des brasilianischen Christentums, der charismatische Spiritualität und gesellschaftspolitisch progressives Handeln verbindet, wertvolle Quellen für die christliche Sozialethik im heutigen Brasilien bietet.
Ausgehend von der Typologie, die José Míguez Bonino in seinem Buch Gesichter des lateinamerikanischen Protestantismus (1993) vorschlug, in dem er das lateinamerikanische protestantische Feld anhand der Analogie grundlegender „Gesichter“ untersuchte, befragt Protesting Poverty drei protestantische Gesichter - ökumenisch, evangelikal und pfingstlich - im brasilianischen Kontext sowie ihre jeweiligen Antworten auf die Realitäten von Leid, Ungerechtigkeit und Unterdrückung. Der rote Faden der Argumentation ist die Suche nach einer brasilianischen protestantischen Sozialethik, einer progressiven christlichen gesellschaftspolitischen Praxis in einer protestantischen Tonart. Eine Spiritualität, die Schlüsselelemente dieser drei ethischen Antworten verbindet, ist die Wurzel einer theologischen Ethik, die in der Lage ist, einen substanziellen sozialen Wandel zu fördern, der sich sowohl auf den Einzelnen als auch auf die Gesellschaft als Ganzes auswirkt.
Die Befragung der drei spezifischen protestantischen Antworten auf die Not der Armen wird somit als Wegweiser zu einer christlichen Sozialethik vorgestellt, die den Forderungen der Gerechtigkeit wirksam begegnen kann. Barreto wählt einen induktiven Ansatz, der versucht, von diesen spezifischen brasilianischen protestantischen „Gesichtern“ zu lernen, um das voranzubringen, was Orlando Espin „universell relevante Wahrheitsansprüche“ genannt hat. In einer Zeit, in der ökumenische Beziehungen neu verortet und neu erfunden werden, um den Konflikten und Anforderungen einer neuen Ära gerecht zu werden, weist diese soziohistorische Studie auf neue ökumenische Möglichkeiten hin.