
Point No Point: Poems
Der Titel Point No Point stammt von einer Landform - einem tatsächlichen Punkt an der Westküste von Vancouver Island, der, wenn man sich ihm von der anderen Seite nähert, überhaupt kein Punkt zu sein scheint - und er macht uns darauf aufmerksam, dass Jane Munros Gedichte in einem tiefen Sinn situiert sind. Sie leben an Ort und Stelle, so wie sie ihren Heimatort bewohnen, eng verbunden mit den Nebeln, Moosen und Flechten, mit der Lachsbeere und den falschen Maiglöckchen in ihrem Ökosystem.
Sie sind auch zeitlich verortet und evozieren scharf umrissene Erinnerungen, Visionen und Träume: ein Echtzeit-Besuch in der Bootswerft ihres Vaters, ein Traumbesuch bei ihrer Mutter aus der Zeit vor der Empfängnis der Dichterin, eine Rückblende in die sechziger Jahre in extremer Nahaufnahme. Durch ihre musikalische Abstimmung und die Schärfe des Fokus zeigen sie, wie solch tiefe Situationen entstehen können, wie wir die Sprache für die Aufgabe einsetzen können, auf eine Weise zu leben, die voll und ganz präsent ist.
In dem langen, kulminierenden Gedicht „Moving to a Colder Climate“ bringt Munro all diese Elemente ins Spiel, indem sie den kühnen, aufmüpfigen Geist ihres Vaters herbeiruft, damit er anwesend ist, während in dieser Sprache ein neues Haus gebaut - und eingerichtet - wird. Ihre Gaben als Dichterin - Schärfe, Offenheit, Musikalität - machen Point No Point zu einem Werk von unvergesslichem Wert.