Bewertung:

Das Buch bietet eine gründliche Analyse der Happenings-Kunstbewegung der 1960er Jahre und vertritt die Ansicht, dass sie im zeitgenössischen Kunstdiskurs unterbewertet wurde. Professor Judith F. Rodenbeck bietet eine kritische Perspektive auf die Verflechtung der Happenings mit anderen künstlerischen Bewegungen und dem Theater, wobei sie umfangreiche Zitate und theoretische Erkenntnisse verwendet. Obwohl das Buch den radikalen Charakter von Happenings einfängt, wurde es wegen seines dichten akademischen Stils kritisiert, der Gelegenheitsleser abschrecken könnte. Der Autor betont die Bedeutung der Publikumsbeteiligung und den soziopolitischen Kontext der Epoche, obwohl sich manche Leser lebendigere Schilderungen der tatsächlichen Ereignisse wünschen.
Vorteile:⬤ Eingehende Analyse der Happenings-Bewegung
⬤ verbindet Happenings mit dem Theater und anderen Kunstbewegungen
⬤ reichhaltiger theoretischer Rahmen mit umfangreichen Zitaten
⬤ stellt die Wahrnehmung in Frage, dass Happenings nicht angemessen gewürdigt wurden.
⬤ Der dichte und potenziell unzugängliche akademische Jargon
⬤ lässt persönliche Berichte und emotionale Tiefe in Bezug auf die Ereignisse vermissen
⬤ kann den Leser über die persönliche Beteiligung oder Voreingenommenheit des Autors stutzig machen.
(basierend auf 1 Leserbewertungen)
Eine Untersuchung einer experimentellen Kunstform, die trotz ihrer Vergänglichkeit die partizipatorische Kunst bis in die Gegenwart geprägt hat.
Der Begriff "Happening" hat eine Pop-Konnotation, die an die Jugendkultur der 1960er Jahre und an Hippies in öffentlicher, freudiger Rebellion denken lässt. Wissenschaftler verorten Happenings in einer Genealogie der Avantgarde-Performance, die vom Futurismus, Surrealismus und Dada bis hin zur Aktionsmalerei der 1950er Jahre reicht. In Radical Prototypes argumentiert Judith Rodenbeck für eine komplexere Ätiologie. Allan Kaprow prägte den Begriff 1958, um eine neue Collageform der Performance zu benennen, und nannte Happenings "radikale Prototypen" der Performancekunst. Rodenbeck bietet eine strenge kunsthistorische Analyse von Kaprows Projekt und verwandten Kunstwerken. Sie kommt zu dem Schluss, dass diese experimentellen Arbeiten keine fröhliche Gemeinschaftlichkeit, sondern eine starke und scharfsinnige Kritik an der zeitgenössischen Sozialität darstellen. Happenings, so argumentiert sie, waren weitaus ambivalenter, negativer und sogar gruseliger, als sie dargestellt wurden, entweder in zeitgenössischen Berichten oder in neueren Bemühungen, sie mit den partizipatorischen Strategien der zeitgenössischen Kunst in Verbindung zu bringen.
In Radical Prototypes erforscht Rodenbeck die kritische Kraft von Happenings, indem sie sie sowohl als theoretische Objekte als auch als Kunstwerke betrachtet und sowohl weitergehende epistemologische und formale Belange als auch ihre materiellen und performativen Aspekte untersucht. Sie verbindet Happenings mit Partituren von John Cage (insbesondere 4'33"), dem Avantgarde-Theater und der Fotografie und bietet neue Lesarten von Projekten, die von Kaprows 18 Happenings in 6 Parts (1959) bis zu Gerhard Richters Leben mit Pop (1963) reichen.
Rodenbeck stellt Happenings als eine Form partizipatorischer Kunst dar, die gleichzeitig eine radikale Kritik an eben dieser Partizipation übt - eine Sichtweise, die unser Verständnis der zeitgenössischen Konstruktionen des Partizipatorischen sowie der Projekte der 1960er Jahre von Fluxus bis zur Konzeptkunst revidiert.