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Law as Refuge of Anarchy: Societies Without Hegemony or State
Eine Studie über Gemeinschaften am Horn von Afrika, in denen die Gegenseitigkeit ein vorherrschendes soziales Prinzip ist und ein konkretes Gegenmodell zum hierarchischen Staat darstellt.
Im Laufe der Geschichte haben die Menschen viele Varianten des Gemeinschaftslebens entwickelt.
Der Staat mit seiner hierarchischen Struktur ist nur eine der Möglichkeiten für die Gesellschaft. In diesem Buch zeigt der führende Anthropologe Hermann Amborn ein Gegenmodell zum Staat auf, indem er Gemeinschaften beschreibt, in denen Gegenseitigkeit ein vorherrschendes soziales Prinzip ist und in denen Egalitarismus eine Selbstverständlichkeit ist. Sein besonderes Augenmerk gilt solchen Gemeinschaften am Horn von Afrika, wo nicht-hierarchische, nicht-staatliche Gesellschaften innerhalb der Grenzen eines hierarchisch strukturierten Staates existieren. Diese Form der Gemeinschaft, so zeigt Amborn, ist weder ein historischer Vorläufer der Monarchie oder des primitiven Staates, noch ist sie als Gesellschaftsmodell obsolet. Diese Gemeinschaften bieten ein konkretes Gegenbeispiel zu Gesellschaften mit streng hierarchischen Strukturen.
Amborn untersucht soziale Ausdrucksformen, Ideen, Praktiken und Institutionen, die sich der Hegemonie einer Gruppe über eine andere entgegenstellen, und erforscht, wie Wertvorstellungen und Gesetze Tendenzen zur Machtakkumulation entgegenwirken. Er untersucht nicht nur, wie sich das nichthegemoniale Ethos im Recht widerspiegelt, sondern auch, wie anarchische soziale Formationen existieren können. Am Horn von Afrika schützt die autonome Rechtsprechung dieser Gesellschaften vor destruktiven äußeren Einflüssen, bietet ein Gegengewicht zur hegemonialen Gewalt und trägt zur Stabilisierung des Gemeinschaftslebens bei. In einer Zeit weit verbreiteter Unzufriedenheit mit westlichen politischen Systemen bietet Amborns Studie die Möglichkeit, von traditionellen Theorien des Anarchismus und der Nichthegemonie, die eine staatenlose Gesellschaft projizieren, abzurücken und stattdessen bereits existierende staatenlose Gesellschaften zu betrachten.