
Ricoeur's Personalist Republicanism: Personhood and Citizenship
Moralische und politische Überzeugungen stehen nie allein. Sie sind immer mit einem zugrunde liegenden Menschenbild verbunden.
Der Liberalismus, der derzeit vorherrscht, ist mit der Konzentration auf das freie Individuum verbunden. Der Marxismus betrachtet den Menschen im Sinne eines Klassenkampfes, der durch wirtschaftliche Verhältnisse bestimmt wird. Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts entstand eine mächtige Alternative mit dem Namen "Personalismus".
Dieser Begriff steht für ein soziales und politisches Denken, das auf dem Konzept der menschlichen Person beruht.
Dieses Konzept unterstreicht, dass ein Mensch nur in der Beziehung zu anderen und im Engagement für Werte, die über die eigenen Interessen hinausgehen, menschlich wird. Obwohl der Personalismus in der westlichen Gesellschaft einen großen Einfluss hat, wird er in philosophischen Kreisen oft als tot und verschwunden angesehen.
Diese Spannung macht Paul Ricoeur zu einem interessanten Gesprächspartner, denn er galt in seinen jungen Jahren als Vertreter des Personalismus, während er später auch fatale Kritik am ursprünglichen Personalismus unterstützte. In diesem Buch wird untersucht, inwieweit das Denken Ricoeurs eine fortbestehende Prägung durch den Personalismus trägt, die es ihm erlaubt, eine personalistische Perspektive innerhalb der zeitgenössischen politischen Philosophie zu initiieren. Das Endergebnis liegt an drei Fronten.
Erstens gibt es mehr Klarheit über den Status des Personalismus in der zeitgenössischen Philosophie, da Ricoeurs hermeneutische Phänomenologie zeigt, dass es immer noch gangbare Wege gibt, die Kernideen des Personalismus auszuarbeiten. Zweitens wird gezeigt, dass eine personalistische Form des Republikanismus einen wertvollen Beitrag zur zeitgenössischen philosophischen Debatte über Staatsbürgerschaft leistet. Schließlich ist das greifbarste Ergebnis ein tieferes Verständnis des Werks von Ricoeur, in dem Sinne, dass dieses Buch zeigt, dass der Personalismus eine wichtige und vor allem unterschätzte Perspektive ist, um sein gesamtes Werk zu verstehen.