
Roland Barthes at the Collge de France
Roland Barthes am Collge de France untersucht die vier Vorlesungen, die Barthes zwischen 1977 und 1980 in Paris gehalten hat. Diese Studie, die erste umfassende Darstellung dieses Materials, stellt Barthes' Unterricht in einen institutionellen, intellektuellen und persönlichen Kontext.
Das Buch analysiert die Texte und Aufzeichnungen von Comment vivre ensemble, Le Neutre und La Pr(c)paration du roman I et II in Verbindung mit Barthes' Werk der 1970er Jahre und führt so erstmals alle Stränge von Barthes' Tätigkeit als Schriftsteller, Lehrer und öffentlicher Intellektueller zusammen. Die theoretisch breit angelegte Studie von Lucy O'Meara konzentriert sich vor allem auf Barthes' pädagogischen Stil und geht der Frage nach, wie sein bewusst nicht-magisterieller Unterricht mit den antisystematischen und antidogmatischen Zielen seines übrigen Werks zusammenhängt. Barthes' Methodologie versuchte, das Gleichgewicht zwischen Singularität und Universalität zu verhandeln, und im Mittelpunkt dieses Unterfangens stehen ästhetisches Denken und Techniken des Essayismus und der Fragmentierung.
Barthes' Strategien werden hier mit weitreichenden intellektuellen Einflüssen in Verbindung gebracht, von den Vermächtnissen Montaignes, Kants, Schlegels und Adornos bis hin zu den zeitgenössischen intellektuellen Strömungen, denen sich Barthes zu entziehen suchte, und seiner Vorliebe für östliche Philosophien wie Zen und Tao. In seinen Vorlesungen erörtert Barthes ideale Formen des Gemeinschaftslebens, "neutrale" Diskurs- und Verhaltensweisen und die Idee, einen Roman zu schreiben.
Seine Betrachtung dieser Phantasien beinhaltet eine tiefgreifende Erforschung der Natur des literarischen Schaffens, der sozialen Interaktion, der Subjektivität und der Möglichkeit eines universellen Besonderen. Roland Barthes am Collge de France bewertet die kritischen und ethischen Prioritäten von Barthes' Arbeit im Jahrzehnt vor seinem Tod neu und zeigt den vitalen, affirmativen Kern von Barthes' spätem Denken auf.