Bewertung:

Derzeit gibt es keine Leserbewertungen. Die Bewertung basiert auf 2 Stimmen.
Red Saxony: Election Battles and the Spectre of Democracy in Germany, 1860-1918
Das Rote Sachsen wirft ein neues Licht auf die Wechselbeziehung zwischen politischer Modernisierung und Autoritarismus in Deutschland über sechs Jahrzehnte hinweg.
Die Wahlkämpfe wurden im kaiserlichen Deutschland so heftig geführt, weil sie zwei Arten von Demokratisierung widerspiegelten. Die soziale Demokratisierung war nicht aufzuhalten, aber die politische Demokratisierung wurde von vielen Mitgliedern des deutschen Bürgertums bekämpft. Aus Angst vor den Wahlerfolgen der Sozialdemokraten nach 1871 setzten die Antidemokraten viele Strategien ein, die der Wahlgerechtigkeit zuwiderliefen. Sie bekämpften Sozialisten, Liberale und Juden bei den Wahlen, aber sie versuchten auch, die Spielregeln für die Wahlen neu zu schreiben. Mit Hilfe eines regionalen Blickwinkels werden ältere Annahmen über die sich verändernde politische Kultur in Deutschland überdacht. Dieser Band konzentriert sich sowohl auf die Wahrnehmung der Deutschen von Wahlfairness als auch auf ihre Erfahrungen mit dem Wählen. Besonderes Augenmerk wird auf verschiedene halbdemokratische Wahlsysteme gelegt, bei denen ein allgemeines und gleiches Wahlrecht (für den Reichstag) mit einem begrenzten und ungleichen Wahlrecht für lokale und regionale Parlamente kombiniert wurde. Zum ersten Mal werden die Demokratisierung auf allen drei Regierungsebenen und ihre wechselseitigen Auswirkungen gemeinsam betrachtet. Obwohl das bürgerliche Gesicht des deutschen Autoritarismus nirgendwo deutlicher zu Tage trat als im Königreich Sachsen, veranschaulicht das Rote Sachsen, wie andere Deutsche das Gespenst der Demokratie zu fürchten begannen.
Doch diese Angst erleichterte es Hitler und den Nazis, in den 1920er Jahren Wahlen zu gewinnen und 1933 die deutsche Demokratie zu untergraben.