Bewertung:

Das Buch „Russland unter den Augen des Westens“ von Malia wird für seine eingehende Analyse der Beziehungen zwischen Russland und Europa gelobt, die wertvolle Einblicke in die intellektuelle Geschichte und die westliche Wahrnehmung Russlands bietet. Die Kindle-Ausgabe wird jedoch wegen Formatierungsproblemen kritisiert, und einige Leser fanden die Herangehensweise der Autorin an die Thematik unausgewogen und nicht ausreichend auf Russland selbst fokussiert.
Vorteile:⬤ Bietet umfassende Einblicke in die europäische und russische Geistesgeschichte.
⬤ Bietet wertvollen Kontext dazu, wie sich die westliche Einstellung zu Russland entwickelt hat.
⬤ Regt zur Diskussion über wichtige philosophische Ideen an.
⬤ Gilt als unverzichtbare Lektüre für das Verständnis der russischen Geschichte.
⬤ Die Kindle-Ausgabe hat erhebliche Formatierungsprobleme, die das Leseerlebnis stören.
⬤ Einige Leser finden, dass sich der Autor zu sehr auf den Marxismus und westliche Ideologien konzentriert und den direkten Bezug zu Russland vernachlässigt.
⬤ Die Erzählung wird als mäandernd empfunden, was der These abträglich ist.
⬤ Einige Kritiker bemängeln eine unausgewogene Darstellung der russischen Akteure und Motivationen.
(basierend auf 10 Leserbewertungen)
Russia Under Western Eyes: From the Bronze Horseman to the Lenin Mausoleum
Wenn sich der Staub nach dem Fall des Kommunismus lichtet, werden westliche Augen dann Russland sehen, das ungebetene Waisenkind der westlichen Geschichte, oder Russland, wie es wirklich ist, ein verwirrendes, aber unbestreitbares Mitglied der europäischen Familie? Dieses schillernde geistesgeschichtliche Werk eines weltbekannten Gelehrten, das die Jahre von Peter dem Großen bis zum Untergang der Sowjetunion umspannt, vermittelt uns ein klares und umfassendes Bild von Russland, nicht als ewige barbarische Bedrohung, sondern als ein äußerstes, wenn auch zurückgebliebenes Mitglied im Kontinuum der europäischen Nationen.
Die russische Troika stürmt durch diese Seiten. Das Gespenst, der Glaube der Moderne an die Erlösung durch eine revolutionäre Ideologie, sucht sie heim. Der Spiegel von Alice grüßt uns an dieser und jener Stelle. Martin Malia setzt diese Mittel geschickt ein, um die Surrealität des gesamten sowjetrussischen Phänomens und die unausgewogene Wahrnehmung des Westens zu vermitteln. Er zeigt uns die meist verzerrten Bilder und Stereotypen, die seit dem 18. Jahrhundert die westlichen Vorstellungen über Russland beherrschen. Und sobald sich diese als Projektionen der eigenen inneren Ängste des Westens entpuppen, verlagert er seinen Fokus auf die institutionellen Strukturen und kulturellen Formen, die Russland mit seinen Nachbarn teilt.
Hier wird das moderne Europa als ein kulturelles Ost-West-Gefälle dargestellt, in dem die zentralen und östlichen Teile auf die Herausforderung des atlantischen Westens verzögert und im Allgemeinen schief reagieren. So versuchte Russland, nachdem es zwei Jahrhunderte lang sein altes Regime aufgebaut und dann mühsam liberalisiert hatte, 1917 den Sprung zu einem Sozialismus, der fortschrittlicher und demokratischer als der europäische Kapitalismus sein sollte. Das Ergebnis war eine grausame Karikatur der europäischen Zivilisation, die den Westen für den größten Teil dieses Jahrhunderts in ihren Bann zog und polarisierte. Da das alte Ost-West-Gefälle in wirklich modernem Gewand wieder auftaucht, zeigt uns dieses brillante, phantasievolle Werk die Realität, die den Westen so lange verlockt hat - und ihm entgangen ist.