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Seedtime III: Notebooks, 1995-1998
Notizbücher von Schriftstellern sind manchmal aufschlussreicher als Tagebücher oder intime Journale.
Auf den ersten Blick scheinen sie nur ein Sammelsurium von Ideen, Einsichten, Zögern, Zweifeln und Aufzeichnungen von Gesehenem, Gehörtem, Gelesenem und Geträumtem zu sein. Aber schließlich fügen sie sich zu einer labyrinthischen Karte des kreativen Prozesses zusammen.
Der Schweizer Dichter Philippe Jaccottet hat jahrzehntelang treu Notizbücher geführt, und die Auswahl, aus der sich die Seedtime-Bände zusammensetzen, hat trotz der Zeit eine Lebendigkeit der Erkenntnis und Entdeckung bewahrt. Denn, wie der Dichter selbst sagt, sind seine Notizbücher „eine Sammlung von zarten Samen, mit denen ich versuche, meinen ‚geistigen Wald‘ neu zu bepflanzen“. Seedtime III, das diese Reihe abschließt, hält zahlreiche flüchtige Gedanken, flüchtige Erfahrungen und philosophische Beobachtungen eines renommierten Dichters fest, der weit über siebzig ist, und zeichnet die einzelnen Schritte auf - manchmal vorwärts, manchmal zurück - in einem lebenslangen Versuch, die Grenzen der Kunst zu überschreiten.
Der unschlüssige Charakter der Notizbucheinträge, ihre Unentschlossenheit und ihr Mangel an Entschlossenheit, machen sie so faszinierend und aufrüttelnd wie einige von Jaccottets besten Werken. In ihnen findet der Leser ein Leben voller Kontemplation, das die meisten von uns in ihrem Alltag anzieht, sich aber dennoch entzieht.