
Serapis: The Sacred Library and Its Declericalization
Der griechisch-ägyptische synkretistische Gott Serapis wurde von den ptolemäischen Pharaonen des 3. Jahrhunderts v.
Chr. benutzt, um die griechische kulturelle Hegemonie durchzusetzen und die politische Macht zu konsolidieren. Das alexandrinische Serapeum, das manchmal als "Tochterbibliothek" der Großen Bibliothek von Alexandria bezeichnet wird, kann als Archetyp für Institutionen angesehen werden, in denen Religion und weltliches Wissen zur Reproduktion von Ideologien zusammenkommen.
Das Serapeum ist jedoch in dieser Hinsicht keineswegs einzigartig; Bibliotheken haben schon immer religiöse Symbole und Rituale in ihre materiellen Strukturen integriert. Die soziokulturellen und historischen Auswirkungen dieser Verbindung von Tempel und Informationsinstitution oder die Art und Weise, wie sich diese dynamische Wechselbeziehung (auch wenn sie heute vielleicht nur noch implizit oder teilweise verborgen ist) von den frühesten mesopotamischen Proto-Bibliotheken bis zu unseren heutigen wissenschaftlichen Bibliotheken erstreckt, sind bisher kaum erforscht worden.
Serapis ergänzt und erweitert die Arbeit in einer früheren Monographie von Bales: The Dialectic of Academic Librarianship: A Critical Approach sowie das Buchkapitel "The Academic Library as Crypto-Temple: A Guide to Theory and Practice", veröffentlicht im Library Juice Sammelband, Class and Librarianship: Essays at the Intersection of Information, Labor, and Capital. Das Buch untersucht die Rolle der historischen und überlieferten religiösen Symbole und Rituale der akademischen Bibliothek (die als "Serapianische Bibliothek" bezeichnet wird) als mächtige ideologische staatliche Institution und untersucht, wie diese Symbole und Rituale hegemoniale Strukturen in der Gesellschaft unterstützen.
Insbesondere untersucht das Buch die Rolle der modernen säkularen "serapianischen" akademischen Bibliothek in ihrem historischen Kontext als "heiliger Raum" und wendet die Theorien von Karl Marx, Louis Althusser, Ivan Illich und anderen Denkern an, um die Verzweigungen der Bibliothek als Krypto-Tempel zu erklären.