
Serious Play: The Cultural Form of the Nineteenth-Century Realist Novel
Königin Victoria war bekanntlich nicht amüsiert, und das Zeitalter, dem sie ihren Namen gab, ist im Allgemeinen nicht für seine Verspieltheit oder seinen Sinn für Spaß bekannt. Aber das Spiel war in der viktorianischen Gesellschaft und in den realistischen Romanen, die für diese Kultur von zentraler Bedeutung waren, allgegenwärtig. In Serious Play untersucht J. Jeffrey Franklin die Rolle des Spiels in drei Bereichen - Glücksspiel, Theatralik und ästhetische Theorie - und zeigt dabei, wie der realistische Roman als Vehikel für das Spiel diente, während das Spiel seinerseits in die Form des Realismus einging und dazu beitrug, sie zu definieren.
Franklins Analyse konzentriert sich auf die genaue Lektüre von acht Romanen von Charlotte Bronte, George Eliot, Charles Kingsley, William Thackeray und Anthony Trollope sowie auf Werke von Immanuel Kant, Adam Smith, John Ruskin und Matthew Arnold. Die Lektüre stützt sich auf historische und kulturwissenschaftliche Studien über Glücksspiel, Freizeit, Börse, Theater und antitheatralische Vorurteile, die Darstellung von Geschlechterrollen, den Protest der Arbeiterklasse, ästhetische Theorien und insbesondere das Genre des Romans selbst. Während die Behandlungen des Glücksspiels, der Theatralität und der Ästhetik spezifisch sind, zeigt das Buch, wie das Spiel jedes von ihnen mit breiteren, kulturell definierenden Themen verbindet, die in viktorianischen Schriften häufig zum Ausdruck kommen: Werte gegen Werte, das Künstliche gegen das Authentische und das Reale gegen das Illusorische.
Serious Play zeigt wie keine andere Studie zuvor, wie das Spiel als Dreh- und Angelpunkt in der diskursiven Infrastruktur der viktorianischen Gesellschaft fungierte, und stellt kritische Gemeinplätze über die Unverspieltheit der Viktorianer und den ideologischen Konservatismus des Realismus in Frage.
Serious Play bietet einen völlig neuen Einblick in den viktorianischen Realistenroman.... Alle großen Spieltheorien werden einer eingehenden Analyse unterzogen, die ihre jeweiligen Defizite und ihre historische Bedingtheit aufzeigt, so dass das Buch auch als eine der bisher umfassendsten Bestandsaufnahmen der modernen Spieltheorien gelesen werden kann. --Wolfgang Iser.