
Sex Crimes in the Fifties
Die Australian Royal Commission into Institutional Responses to Child Sexual Abuse (2013-2017) hat die problematische Behandlung von Sexualdelikten in der Vergangenheit Australiens ins nationale Bewusstsein gerückt. Dennoch gab es bisher nur wenige historische Untersuchungen über die polizeiliche Verfolgung und Bestrafung dieser Verbrechen.
Dieses Buch untersucht den Umgang Australiens mit Sexualstraftaten in den 1950er Jahren, einem Jahrzehnt, das für seinen politischen und sozialen Konservatismus, seine prüden Ansichten über die Moral und die vorgeschriebenen Geschlechterrollen für Männer und Frauen bekannt ist. Nur wenige wissen, dass in diesem Jahrzehnt die Zahl der Verhaftungen und der Strafverfolgungen in die Höhe schnellte und die öffentlichen Debatten über den Umgang mit Sexualstraftätern zunahmen. Oder dass Sexualstraftaten an Kindern die größte Aufmerksamkeit des Staates und der Öffentlichkeit auf sich zogen.
Sex Crimes in the Fifties (Sexualverbrechen in den fünfziger Jahren) deckt diese neue Geschichte auf, indem es sich auf Abschriften von Hunderten von Strafverfahren und umfangreiche Recherchen in Strafrechtsarchiven stützt. Wir untersuchen den Strafprozess selbst und erforschen, wie Staatsanwälte, Verteidiger, Zeugen, Geschworene und Richter Sexualverbrechen verstanden. Wir befassen uns mit den Erfahrungen von Frauen, die in Vergewaltigungsprozessen aussagen, mit der Verfolgung von Sexualverbrechen gegen Kinder, mit der Behandlung von Neueinwanderern durch das Gericht, mit der Verfolgung und Bestrafung homosexueller Männer, mit dem Einfluss psychiatrischer Gutachten und mit den zunehmenden öffentlichen Debatten über den „Sexualstraftäter“. Wir zeigen, dass die 1950er Jahre in der Tat für viele unserer heutigen Vorstellungen von Sexualstraftaten grundlegend waren.
Dieses Buch leistet einen wichtigen Beitrag zu unserem historischen und sozialrechtlichen Wissen über Sexualstraftaten und Strafverfolgung. Es wird sowohl für Historiker, Kriminologen, Soziologen und Rechtswissenschaftler als auch für allgemeine Leser von Interesse sein, die sich für den Umgang mit diesen Straftaten in unserer Vergangenheit interessieren.