Bewertung:

Das Buch ist ein gut recherchiertes wissenschaftliches Werk, das sich an fortgeschrittene Leser wendet, die sich für Militärpsychologie und die Geschichte des Zweiten Weltkriegs interessieren, insbesondere für Kriegsgefangene und die Wiederbewaffnung Deutschlands. Es bietet zwar ausgezeichnete Informationen, ist aber für Gelegenheitsleser aufgrund seines Nischenfokus möglicherweise nicht interessant. Einige Redundanzen im Text sind ein kleiner Makel.
Vorteile:⬤ Sehr gut recherchiert
⬤ Großartige Quelle wissenschaftlicher Informationen
⬤ Hervorragend für fortgeschrittene Sammler und Forscher
⬤ Interessant für diejenigen mit einem Nischeninteresse an Kriegsgefangenenpsychologie und Militärgeschichte.
Könnte Amateur- oder Freizeitleser langweilen; einige Punkte sind redundant geschrieben.
(basierend auf 3 Leserbewertungen)
Soldiers as Citizens: Former Wehrmacht Officers in the Federal Republic of Germany, 1945-1955
Vor 1945 bildete das deutsche Offizierskorps jahrhundertelang eine gesellschaftliche und politische Elite in Mitteleuropa. Und wie dieses Buch zeigt, haben das Debakel des Zweiten Weltkriegs, die Verachtung der deutschen Bevölkerung und die Kontrolle durch die Alliierten die kritische Rolle der Offiziere nicht völlig geschmälert.
Indem es die sich wandelnde Rolle des Offizierskorps von seiner Stellung in der nationalsozialistischen Diktatur bis zu seinem heutigen Status in einer Demokratie westlicher Prägung nachzeichnet, beleuchtet Soldat als Bürger sowohl die Entwicklung einer demokratischen Ideologie in der Bundesrepublik als auch den Einfluss der Kriegsführung in der deutschen Gesellschaft. Jay Lockenour beschreibt detailliert, wie ehemalige Offiziere in Westdeutschland quasi-legale Organisationen mit Hunderttausenden von Mitgliedern gründeten; wie sie sich bei der deutschen und der alliierten Regierung für ihre Pensionen einsetzten, PR-Kampagnen zur Wiederherstellung ihrer verlorenen „Ehre“ führten und sich um Einfluss auf den Wiederaufrüstungsplan nach 1950 bemühten; und wie sie als Offiziere behaupteten, mit der „Stimme des Soldaten“ zu sprechen, dessen Kriegserfahrungen und -opfer ihm einen besonderen Platz in der neuen Republik einbrachten.
In Lockenours Analyse liefert das Offizierskorps ein aufschlussreiches Beispiel für eine von Krieg und Niederlage gezeichnete gesellschaftliche Gruppe, die sich in einer feindlichen Welt zu orientieren versucht. Mit ihrem alternativen Demokratiemodell, das auf „soldatischen“ Werten beruht, vermitteln sie uns auch ein klareres, komplexeres Verständnis der Nachkriegsgeschichte.