
States and the Masters of Capital: Sovereign Lending, Old and New
Heute hängt die Fähigkeit von Staaten, privates Kapital zu leihen, von strengen Bewertungen ihrer Kreditwürdigkeit ab.
Während viele davon ausgehen, dass dies schon lange der Fall ist, argumentiert Quentin Bruneau, dass es sich dabei um ein überraschend neues Phänomen handelt - das Ergebnis einer entscheidenden Veränderung in der sozialen Zusammensetzung der Finanzmärkte. Bruneau untersucht die Finanziers, die in den letzten zwei Jahrhunderten an der Kreditvergabe an Staaten beteiligt waren, und stellt tiefgreifende Veränderungen ihrer Identitäten, Ziele und Wissensformen fest.
Er zeigt, wie die alte Welt der Bankiersfamilien, die sowohl nach Profit als auch nach Status strebten, allmählich einer neuen Welt wich, die von großen Unternehmen wie Aktienbanken und Ratingagenturen beherrscht wird, die ausschließlich nach Profit streben. Da diesen Finanzinstituten die persönlichen Beziehungen zu den Herrschern in aller Welt fehlten, über die ihre etablierten Konkurrenten verfügten, begannen sie, sich auf eine andere Form des Wissens zu stützen, das zur Beschreibung und zum Vergleich von Staaten durch quantifizierbare Daten geschaffen wurde: die Statistik. Im Laufe dieses epochalen Wandels, der erst vor einigen Jahrzehnten zu Ende ging, haben die Finanzmärkte die Staaten neu konzeptualisiert.
Statt einer Reihe von Individuen, die man persönlich kennen muss, wurden sie zu Zahlen auf einem Blatt. Dieses Buch wirft neue Fragen zur Geschichte der staatlichen Kreditvergabe auf und beleuchtet die Art der heutigen Beziehung zwischen Staaten und Finanzmärkten - und deutet darauf hin, dass diese an der Schwelle zu einem weiteren großen Wandel stehen könnte.