
Tribes and the State in Libya and Iraq: From the Nationalist Era to the New Order
Der Regimewechsel in Libyen (2011) und im Irak (2003) hat eine Vielzahl substaatlicher Akteure in den Vordergrund katapultiert, darunter auch Stämme, die zu einflussreichen politischen, sicherheitspolitischen und sozialen Akteuren geworden sind. Doch trotz dieser zunehmenden Rolle und Sichtbarkeit werden Stämme nach wie vor nur unzureichend verstanden.
Oft werden sie fälschlicherweise mit der „Peripherie“ oder mit „pränationalen“ oder „vormodernen“ Formen der politischen Organisation in Verbindung gebracht und routinemäßig als Gegenpol zum Staat dargestellt. Doch Stämme - die ältesten, beständigsten und umstrittensten sozialen Gebilde des Nahen Ostens - haben sich als anpassungsfähig und entwicklungsfähig erwiesen und sind mit verschiedenen Regimen Beziehungen zum gegenseitigen Nutzen eingegangen. Auf der Grundlage von Interviews mit Stammesscheichs, Stammesvertretern und anderen Akteuren zeichnet Alison Pargeter die Rolle der Stämme in Libyen und im Irak von der revolutionären nationalistischen Periode bis zu den darauf folgenden schwierigen Übergängen nach.
Sie zeigt auf, wie es den Stämmen gelungen ist, sich in den nationalen und lokalen politischen Strukturen zu etablieren, wie sie mit den wichtigsten Machthabern verhandelt haben und wie sie selbst zu wichtigen Sicherheitsanbietern geworden sind. Im Gegensatz zu modernistischen Ansätzen, die den Nachruf auf die Stämme schreiben wollen, zeigt dieses Buch, wie Stämme in Libyen und im Irak nicht nur überlebt haben, sondern in beiden Ländern ein wichtiger Bestandteil des Staates geblieben sind.