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Stevie Smith and the Aphorism: Hard Language
In diesem Band wird argumentiert, dass der Aphorismus ein Instrument für das soziale Management von Emotionen darstellt.
Rhetorisch in eine glatte, sammelbare Form gebracht, verspricht der Aphorismus eine fesselnde und sofortige Erleuchtung. Die vollendete Eleganz, mit der die Botschaft des Aphorismus als selbstverständlich wahr dargestellt wird, wirkt jedoch in Wirklichkeit abweisend und sorgt letztlich dafür, dass der Aphorismus vergessen oder zugunsten eines anderen Aphorismus übergangen wird, der wegen der früheren Enttäuschung nicht weniger begierig aufgenommen wird.
Der Aphorismus ist also eine Form, in der gefährliche Ideen und Gefühle sicher zur Schau gestellt und gleichzeitig ausgelöscht werden können. Da der Stil des Aphorismus die Notwendigkeit entschärft, nach dem zu handeln, was eindeutig bekannt ist, können Schriftsteller wie Stevie Smith diese Form nutzen, um sich der Last zu entziehen, etwas in der Welt bewirken zu müssen. Dieses Buch zeigt, dass Smiths Verwendung des Aphorismus und seiner verwandten Formen (Sprichwort, Epitaph, Überschrift und Fragment) einen Zugang zu ihren Texten bietet.
Die rhetorische Kraft von Smiths Gedichten mit ihren verstörenden Federzeichnungen, ihrer dunklen Komik und ihrer sozialen Bauchrednerei, die vor Satire nicht zurückschreckt, fasziniert und fesselt den Leser, lässt ihn aber dennoch nicht in der Lage sein, kohärent zu reagieren oder den Nutzwert zu erkennen, den ihr Schreiben zu versprechen scheint. Auf der Grundlage von bisher unveröffentlichtem Archivmaterial wird in diesem Projekt die These vertreten, dass Smiths Texte sich einer Analyse entziehen, weil sie, wie die in sie eingebetteten Aphorismen, einen Modus der klar deklarierten Offenbarung anbieten und veranschaulichen, der sich gleichzeitig selbst unbrauchbar macht.