Bewertung:

Das Buch „Stillleben mit Knochen“ von Alexa Hagerty bietet eine eindringliche und zutiefst emotionale Erkundung der forensischen Anthropologie im Zusammenhang mit den in Lateinamerika, insbesondere in Guatemala und Argentinien, begangenen Gräueltaten. In den Rezensionen wird die einfühlsame und zugleich eindrucksvolle Erzählweise der Autorin hervorgehoben, die sowohl persönliche Überlegungen als auch die historische Bedeutung der von ihr behandelten Ereignisse einbezieht. Während viele Leser ihren wortgewandten Schreibstil und den pädagogischen Wert des Buches loben, konzentrieren sich einige Kritiken auf wahrgenommene Unzulänglichkeiten in der Auseinandersetzung mit den Themen und der emotionalen Tiefe ihrer Analyse.
Vorteile:⬤ Fesselnder und wortgewandter Schreibstil, der die Aufmerksamkeit des Lesers fesselt.
⬤ Tief bewegende Geschichten, die das Trauma der Opfer und ihrer Familien verdeutlichen.
⬤ Bietet wertvolle Einblicke in die lateinamerikanische Geschichte, den Völkermord und die forensische Anthropologie.
⬤ Anschauliche und einfühlsame Schilderungen der emotionalen Arbeit, die mit der Aufdeckung der Vergangenheit verbunden ist.
⬤ Schärft das Bewusstsein für wichtige Fragen der Gerechtigkeit und des Gedenkens.
⬤ Einige Rezensenten waren der Meinung, dass es der Autorin an echtem Engagement für die Gefühle der von ihr untersuchten Menschen mangelt und sie sich zu sehr auf ihre eigenen Emotionen konzentriert.
⬤ Kritik am Ton des Buches, der zu selbstreflexiv oder emotional sei, anstatt das Thema zu respektieren.
⬤ Einige Kritiker meinen, das Buch fordere nicht in angemessener Weise Rechenschaft über die politischen Umstände, die zu den Gräueltaten führten.
(basierend auf 18 Leserbewertungen)
Still Life with Bones: Genocide, Forensics, and What Remains - 'I defy you not to be moved' - Sue Black
Ein Anthropologe, der mit forensischen Teams und den Familien der Opfer zusammenarbeitet, um Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Lateinamerika zu untersuchen, erforscht in diesem eindringlichen Bericht über Trauer, die Macht des Rituals und die Suche nach Gerechtigkeit, was die Wissenschaft uns über das Leben der Toten sagen kann.
„Exhumierung kann Brüder trennen und Väter wiederherstellen, alte Wunden aufreißen und die Möglichkeit der Regeneration eröffnen - mit dem 'Haufen zerbrochener Spiegel', der Erinnerung, Verlust und Trauer ist, etwas Neues aufzubauen.
Während des sechsunddreißigjährigen bewaffneten Konflikts in Guatemala haben staatliche Kräfte mehr als zweihunderttausend Menschen getötet. Unter der argentinischen Militärdiktatur verschwanden bis zu dreißigtausend Menschen. Im Gefolge der völkermörderischen Gewalt suchten die Familien der Vermissten nach der Wahrheit. Junge Wissenschaftler schlossen sich ihrem Kampf gegen die Straflosigkeit an. Sie sammelten trotz Einschüchterung und Todesdrohungen Beweise und leisteten Pionierarbeit auf dem Gebiet der forensischen Exhumierung im Dienste der Menschenrechte.
In Still Life with Bones lernt die Anthropologin Alexa Hagerty, den toten Körper mit einem forensischen Auge zu sehen. Sie untersucht die Knochen auf Folterspuren und tödliche Wunden - mit Seilen gefesselte Hände, Schnitte mit der Machete -, aber auch auf Zeichen der Identität: wie das Leben uns bis auf die Knochen formt. Eine Weberin erkennt man an den winzigen Zehenknochen, die durch das Knien vor einem Webstuhl geformt wurden; ein Mädchen wird neben ihrem Hund identifiziert. In der Zärtlichkeit des Verständnisses dieser Knochen bietet die Forensik nicht nur Beweise für die Gräueltaten der Massen, sondern erzählt auch die Geschichte eines jeden verlorenen Lebens.
Bei ihrer Arbeit mit forensischen Teams an Massengräbern und in Labors entdeckt Hagerty, wie Knochen von Verbrechen gegen die Menschlichkeit zeugen und wie die Exhumierung Familien nach unvorstellbarem Verlust einen Sinn geben kann. Sie erkennt auch, wie modernste Wissenschaft als Ritual fungieren kann - eine Art der Totenfürsorge mit symbolischer Kraft, die Gesellschaften, die durch Gewalt zerrissen wurden, wiederherstellen kann.
Indem sie eindringliche Geschichten über investigative Durchbrüche, die Geschichte von Gewalt und Widerstand und ihr eigenes forensisches Erwachsenwerden miteinander verwebt, schafft Hagerty ein bewegendes Porträt der Lebenden und der Toten.