
Hearing Southeast Asia: Sounds of Hierarchy and Power in Context
Es gibt keinen Moment unseres wachen Lebens, in dem wir keine Klänge erleben oder erzeugen. Der menschliche Körper ist ein klangerzeugender Organismus. In dicht besiedelten Gebieten, wie in vielen Teilen Südostasiens, kann es daher zu einem Tumult kommen, bei dem unendlich viele verschiedene Geräusche miteinander konkurrieren. Pandemonium ist in Südostasien nichts Ungewöhnliches - nicht zuletzt in Zeiten politischer Unruhen -, aber in alltäglichen Situationen ist Aufruhr ungewöhnlich; kulturelle, soziale, politische und persönliche Faktoren (neben anderen) tragen dazu bei, den Tumult zu beruhigen, zu kanalisieren oder sogar zum Schweigen zu bringen.
Im Mittelpunkt dieses interdisziplinären Bandes über Klänge in Südostasien stehen detaillierte Beschreibungen des Kontexts von Klängen und Klangerzeugung innerhalb der verschiedenen soziokulturellen semiotischen Rahmen von Hierarchie und Macht in der Region. Anhand von Beispielen aus Myanmar, Thailand, Malaysia, Indonesien und den Philippinen erörtert jeder Autor einen Aspekt des Klangs in Bezug auf den jeweiligen ethnografischen Kontext. Klangbeispiele finden sich auch auf einer begleitenden Website. Es werden verschiedene Ansätze zum Verständnis von Klang angeboten, die jedoch alle in irgendeiner Weise mit Hierarchie und Macht zu tun haben. Alle zeigen die Bedeutung des Klangs für das Verständnis der prozessualen Umsetzung von Hierarchie (oder ihres Gegenteils) in der Konstruktion des sozialen Umfelds und die Rolle des Klangs bei der wirksamen Ausübung von Macht in einer Vielzahl von religiösen und politischen Formen.
Dies ist ein dringend benötigter Band. Diejenigen Wissenschaftler, die in den Klangstudien und angrenzenden Bereichen außerhalb des Westens arbeiten (z. B. Musikethnologie, Anthropologie), wissen seit langem, dass das Feld der Klangstudien stark eurozentrisch ist. Diese längst überfällige Studie über Klang in Südostasien bietet nicht nur nicht-westliche Perspektiven, sondern geht auch über die isolierte Betrachtung des Klangs hinaus und betrachtet ihn stattdessen im Verhältnis zu den anderen Sinnen und zu soziokulturellen Konstruktionen. In dieser Hinsicht bietet der Band also neue Studienrichtungen, eine spannende Perspektive.