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Diary of a Man in Despair
Friedrich Reck mag ein unwahrscheinlicher Rebell gegen den Nationalsozialismus sein. Er war nicht nur ein Konservativer, sondern ein steinerner Reaktionär.
Er spielte die Rolle eines Landedelmannes, bedauerte die Demokratie und lehnte die moderne Welt rundweg ab. Für Reck waren die Nazis rücksichtslose Revolutionäre im gotischen Gewand, und da er dem Zauber, den sie auf das deutsche Volk ausübten, nichts entgegenzusetzen hatte, sah er sich gezwungen, die Verderbtheit ihrer Herrschaft aufzuzeichnen. Das Ergebnis ist weniger ein Tagebuch als eine Abfolge krasser und erstaunlicher Momentaufnahmen des Lebens in Deutschland zwischen 1936 und 1944.
Wir sehen die Nazis auf dem Höhepunkt ihrer Macht und die mörderische Panik, mit der sie auf die bevorstehende Niederlage reagieren; ihre Travestie traditioneller Volksbräuche im Namen des Volkes; und die verpasste Gelegenheit des Autors, Hitler zu erschießen. Dieses fesselnde Buch ist nicht nur, wie Hannah Arendt es nannte, „eines der wichtigsten Dokumente der Hitlerzeit“, sondern auch das bewegende Zeugnis eines anständigen Menschen, der in einer verkommenen Welt um das Richtige kämpft.