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Tact: Aesthetic Liberalism and the Essay Form in Nineteenth-Century Britain
Die soziale Praxis des Taktes war eine Erfindung des neunzehnten Jahrhunderts, einer Zeit, in der Großbritannien eine beispiellose Urbanisierung, Industrialisierung und Bevölkerungszunahme erlebte. In einer Zeit, in der immer mehr Menschen enger als je zuvor mit Menschen zusammenlebten, von denen sie immer weniger wussten, war Takt eine neue Form, sich unter komplexen modernen Bedingungen mit anderen zurechtzufinden. In diesem Buch zeichnet David Russell nach, wie die Gattung des Essays diese neue sinnliche Ethik und Ästhetik veranschaulicht hat.
Russell argumentiert, dass die Essayform die Ressourcen für die Ausübung von Takt in dieser Zeit lieferte, und analysiert ihre Techniken in den Schriften von Charles Lamb, John Stuart Mill, Matthew Arnold, George Eliot und Walter Pater. Er zeigt, wie ihre Essays die Beziehung zwischen Kunst, Bildung und menschlicher Freiheit begründen - einen "ästhetischen Liberalismus" -, der weder in der traditionellen politischen Philosophie noch in der Literaturkritik zu finden ist. Für diese Autoren geht es bei Takt nicht um Höflichkeitsregeln, sondern darum, aus gewöhnlichen Begegnungen mit Menschen und Objekten eine Kunst zu machen und in jeder neuen Begegnung das größtmögliche Potenzial zu wecken. Russell zeigt, wie ihre Essays als Modell für einen kritischen Umgang mit der Welt dienen, der offen für Überraschungen ist und aus dem heraus egalitäre Forderungen nach neuen Beziehungen gestellt werden.
Tact bietet neue Ansätze, um über Kritik, Geselligkeit, Politik und Kunst nachzudenken, und schließt mit dem Erbe des essayistischen Takts an die Praxis britischer Psychoanalytiker wie D. W. Winnicott und Marion Milner.
-- "Los Angeles Review of Books".