
Taryn Simon: The Innocents
Die Fehlbarkeit des Strafrechtssystems und die Doppelzüngigkeit des Bildes: Taryn Simons gefeiertes und wunderschön produziertes erstes Buch, erhältlich in einer erweiterten Ausgabe mit bisher unveröffentlichten Bildern, Essays und Archivmaterial
Taryn Simons frühestes Werk, The Innocents (2002), dokumentiert die Geschichten von Menschen, die wegen Gewaltverbrechen, die sie nicht begangen haben, im Gefängnis saßen. Im Mittelpunkt der Serie steht die Frage der Fotografie als glaubwürdiger Zeuge und Schiedsrichter der Gerechtigkeit, denn eine der Hauptursachen für Fehlurteile ist die falsche Identifizierung. Verdächtige Täter werden anhand von Fotos und Gegenüberstellungen identifiziert, ein Verfahren, das auf der Annahme einer präzisen visuellen Erinnerung beruht. Doch durch den Kontakt mit Phantombildern, Fahndungsfotos, Polaroids und Gegenüberstellungen kann sich das Gedächtnis von Augenzeugen verändern. In diesen Fällen bot die Fotografie dem Strafjustizsystem ein Werkzeug, das aus unschuldigen Bürgern Verbrecher machte. Simon hat diese Männer und eine Frau an Orten fotografiert, die für ihre unrechtmäßige Verurteilung von besonderer Bedeutung waren: am Ort der Verwechslung, am Ort der Verhaftung, am Ort des Verbrechens oder am Ort des Alibis.
The Innocents wurde erstmals 2003 im MoMA PS1 ausgestellt. Die Ausgabe 2020 des Buches enthält bisher unveröffentlichte Bilder und neue Essays von den Mitbegründern des Innocence Project, Peter Neufeld und Barry C. Scheck, sowie von der Professorin und Kuratorin Nicole R. Fleetwood und der Aktivistin für Strafrechtsreformen Tyra Patterson.