
Terror & Greatness: Ivan & Peter as Russian Myths
In diesem ehrgeizigen Buch konzentriert sich Kevin M. F.
Platt auf ein grausames Paradoxon, das für die russische Geschichte von zentraler Bedeutung ist: dass der Preis für den Fortschritt so oft das traumatische Leiden der Gesellschaft durch den Staat war. Die Regierungszeiten von Iwan IV. (dem Schrecklichen) und Peter dem Großen sind die anschaulichsten Beispiele für dieses Phänomen in der vor-sowjetischen Zeit.
Beide Herrscher wurden abwechselnd für ihre großen Errungenschaften gelobt und für die außergewöhnliche Gewalt ihrer Herrschaft verachtet.
In vielen Berichten bleibt das Gleichgewicht zwischen Lob und Verurteilung ungelöst; oft wird die Gewalt einfach verdrängt. Platt untersucht die historischen und kulturellen Darstellungen der beiden Herrscher vom frühen 19.
Jahrhundert bis in die Gegenwart, wie sie das sich wandelnde Diktat des russischen politischen Lebens formten und bedienten. Dabei zeigt er, wie die Darstellungen der Vergangenheit Druck auf spätere Versuche ausübten, diese Grenzfiguren zu bewerten. In ständig wechselnden und oft gegensätzlichen Darstellungen haben die Russen das Verhältnis zwischen Größe und Terror in der russischen politischen Praxis erörtert und gleichzeitig mit der Tatsache gerungen, dass das kollektive Selbstverständnis der Nation scheinbar nur durch ein gemeinsames, oft selbstverschuldetes Trauma geschmiedet worden ist.
Platt untersucht die Arbeiten aller wichtigen Historiker, die über Iwan und Peter geschrieben haben, von Karamsin bis heute. Dabei wirft er sein Netz weit aus, und zu den "Historikern" der beiden Zaren gehören Dichter, Romanciers, Komponisten und Maler, Giganten der Opernbühne, Parteispitzel, Filmemacher und Stalin selbst. Bis heute belasten die widersprüchlichen Hinterlassenschaften von Iwan und Peter jeden Versuch, sich mit dem Wesen der politischen Macht - Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft - in Russland auseinanderzusetzen.