Bewertung:

Derzeit gibt es keine Leserbewertungen. Die Bewertung basiert auf 2 Stimmen.
Text and Supertext in Ibsen's Drama
Brian Johnstons Herangehensweise an Ibsen, die inzwischen sehr bekannt ist, unterscheidet sich von allen anderen. Johnston betrachtet Ibsens zwölf realistische Stücke als ein einziges zyklisches Werk, dessen realistische Methode eine viel größere poetische Absicht verbirgt, als bisher vermutet wurde.
Er ist der Ansicht, dass der Zyklus eines der Hauptwerke der europäischen Vorstellungskraft darstellt, das in seinem Umfang mit Goethe oder Dante vergleichbar ist. Und er hat gezeigt, dass Ibsen ein Erbe der romantischen und hegelianischen Kunst und des Denkens ist und dieses Erbe an die Umstände seiner Zeit anpasst. Dieses Werk zeigt, wie Sprache und Szene, Figuren und Requisiten der Ibsen-Dramen ein kühnes und weitreichendes theatralisches Ziel verfolgen: nichts weniger als eine Darstellung unserer biologischen und kulturellen Identität in ihrer vielschichtigen Gesamtheit.
Johnston argumentiert, dass Ibsens realistischer Text zwar den Anschein des Lebens im 19. Jahrhundert erweckt, aber auch objektiv und präzise ein alternatives Bild aufbaut, in dem archetypische Figuren und Situationen aus unserer kulturellen Vergangenheit die realistische Bühne wieder in Besitz nehmen.
So sieht er die Ibsen-Strategie in seinen realistischen Stücken als eine doppelte: (1) die dialektische Subversion der in den Stücken dargestellten Realität des 19. Jahrhunderts und (2) die erzwungene Rückgewinnung des Archetypischen aus der Vergangenheit in einem Verfahren, das dem von James Joyce in Ulysses ähnelt.
Mit Supertext meint Johnston ein Reservoir kultureller Referenzen, aus dem Ibsen in seinem realistischen Werk ebenso wie in seinen früheren poetischen und historischen Dramen kontinuierlich schöpfte.