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Death and Dissymmetry: The Politics of Coherence in the Book of Judges
Durch die Verbindung von Literaturkritik und feministischer Analyse interpretiert Tod und Ungleichheit nicht nur das Buch der Richter radikal neu, sondern auch die Tradition seiner Rezeption und seines Verständnisses im Westen. In Mieke Bals Darstellung dokumentiert das Buch der Richter die israelitische Kultur, die in einer entscheidenden Phase des Übergangs lernt, sich zu artikulieren.
Im Gegensatz zu den üblichen Lesarten der Richter zeigt Bals Interpretation, dass das Buch eine politische und ideologische Kohärenz aufweist, in der die Behandlung von Frauen eine zentrale Rolle spielt. Bal konzentriert sich hier nicht auf die Morde und Schlachten, die sich durch die Richter ziehen, sondern auf die Gewalt im häuslichen Leben der einzelnen Figuren, insbesondere die sexuelle Gewalt gegen Frauen. Ihre geschickte Lektüre macht deutlich, dass Mord in diesem Text mit dem Geschlecht zusammenhängt und eine soziale Struktur widerspiegelt, die von Natur aus widersprüchlich ist. Indem sie die Geschichten von Frauen in den Vordergrund stellt und sie einer subtilen narrativen Analyse unterzieht, ist sie in der Lage, eine Reihe von Anliegen aufzudecken, die für den Sinn dieser Geschichten wesentlich sind, aber in ihnen nicht artikuliert werden. Bal entwickelt damit eine "Gegenkohärenz", die im Widerspruch zu den offensichtlichen Schwerpunkten der Richter steht - der Politik, den Kriegen und der Geschichtsschreibung, die in den Kommentaren zu diesem Buch immer wieder im Mittelpunkt stehen.
Tod und Dissymmetrie leistet einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung einer feministischen Methode der Interpretation antiker Texte, mit Konsequenzen für Religionswissenschaft, Alte Geschichte, Literaturtheorie und Gender Studies.