
Transformation and Education in the Literature of the Gdr
In diesem Buch wird untersucht, wie Schriftsteller die formelhaften Vorgaben der pädagogischen Transformation in der Deutschen Demokratischen Republik befolgten, mit ihnen spielten und sie unterliefen.
Wohl nie zuvor hat ein Staat die Erziehung zum Bürgersinn mehr betont als in der 1949 gegründeten Deutschen Demokratischen Republik. Vierzig Jahre lang spielte die Bildungs- und Kulturpolitik eine zentrale Rolle bei den Bemühungen, einen sozialistischen Staat auf deutschem Boden aufzubauen und zu erhalten. Partei und Staat machten Lehrer und Schriftsteller dafür verantwortlich, die Überlegenheit des Sozialismus zu demonstrieren, Schülern und Lesern ein Engagement für den entstehenden Staat zu vermitteln und überzeugende Vorbilder für den neuen Menschen zu liefern, den jeder werden sollte.
Anhand eines innovativen dreieckigen Rahmens zeigt dieses Buch, wie die traditionell mit dem sozialistischen Bildungsroman assoziierten Mentor-Proteg(e)-Rubriken zur Charakterisierung von Text-Außen- und Text-Innen-Beziehungen innerhalb verschiedener Erzählformen wurden. So spielten führende Autoren wie Hermann Kant, Christa Wolf, Brigitte Reimann und Christoph Hein mit den Transformationsmustern des Genres, als sie sich mit den intellektuellen, gesellschaftlichen und ästhetischen Dilemmata des DDR-Lebens auseinandersetzten. Dieses Buch zeigt, dass das Verständnis von Darstellungen des pädagogischen Wandels in der DDR-Literatur, ein Thema, das von der Kritik weitgehend übersehen wurde, von zentraler Bedeutung für eine ästhetische Würdigung dieser Literatur im weiteren Sinne ist.