Bewertung:

Das Buch bietet eine umfassende historische Darstellung von Sigmund Freuds „Die Traumdeutung“ und konzentriert sich dabei auf ihre Entwicklung und die Beiträge von Otto Rank. Es beleuchtet die Komplexität der Traumdeutung und die Entwicklung des psychoanalytischen Denkens, was es zu einer wertvollen Quelle für Studenten der Psychoanalyse macht.
Vorteile:⬤ Bietet eine bahnbrechende bibliographische und historische Analyse
⬤ enthält wichtige Anhänge von Otto Rank
⬤ bietet eine einzigartige Perspektive auf Freuds Text und seinen historischen Kontext
⬤ stellt einen unentbehrlichen Leitfaden für Leser der „Traumdeutung“ dar.
Das Buch richtet sich in erster Linie an Studenten der Psychoanalyse, was seine Attraktivität für allgemeine Leser einschränken könnte; manche könnten die detaillierte historische Analyse als komplex oder dicht empfinden.
(basierend auf 2 Leserbewertungen)
Dreaming By the Book
Mehr als hundert Jahre nach ihrer ersten Veröffentlichung haben Freuds Theorien der Traumdeutung einen festen Platz im Kanon des westlichen Denkens. Seit dem Erscheinen von Die Traumdeutung im Jahr 1899 hat sich aus den vielfältigen Prozessen, die in Freuds grundlegendem Text beschrieben werden, eine bedeutende psychoanalytische Bewegung entwickelt. Lydia Marinelli und Andreas Mayer bieten eine gründliche und luzide historische und soziologische Untersuchung der Veränderungen, denen die Traumdeutung zwischen 1899 und 1930 unterworfen war, einem Zeitraum, in dem acht verschiedene Ausgaben des Buches entstanden sind.
In dieser bahnbrechenden Studie legen Marinelli und Mayer dar, dass Freuds Leser durch ihre unschätzbaren Kritiken wesentlich zu den zahlreichen überarbeiteten Ausgaben des Buches beigetragen haben. Marinelli und Mayer heben systematisch die Beteiligung dieser Personen hervor, die bisher nicht oder nur unzureichend in den bisherigen Ausgaben der Traumdeutung berücksichtigt wurden: die Kritiker, Kollegen und Patienten, die das Publikum für jede Ausgabe der Studie bildeten, als sie erschien. Die verschiedenen Veränderungen des Textes im Laufe der acht Auflagen werden also nicht als immanente theoretische Bewegungen untersucht, die sich allein an Freud orientieren. Vielmehr werden sie als Indikatoren für soziale Verhandlungen zwischen dem Autor und den Mitgliedern der wachsenden psychoanalytischen Bewegung in Zürich und Wien untersucht. Die Autoren liefern überzeugende Argumente für die These, dass die psychoanalytische Theorie das Ergebnis kollektiver und konflikthafter Prozesse ist, und zeigen, dass die Traumdeutung untrennbar mit der Entstehung der psychoanalytischen Bewegung und ihren Verwerfungen verwoben ist.
Ergänzt wird das Buch durch Texte und Korrespondenzen, die lange Zeit unveröffentlicht oder vergriffen waren, darunter zwei wichtige Arbeiten von Otto Rank, die Teil der vierten und folgenden Auflagen von Freuds Buch waren, sowie ein Text von Sigmund Freuds Bruder Alexander und Briefe von Eugen Bleuler und Alphonse Maeder.
Tr ume nach Freud liegt nun in der zweiten Auflage (2009) als Teil der Gesammelten Werke von Lydia Marinelli vor; die dritte deutsche Ausgabe wird 2011 im selben Verlag (Turia + Kant, Wien) erscheinen.