
On the Figure in General and the Body in Particular:: Figurative Invention in Cinema
In dieser Auswahl von Aufsätzen, die in den 1990er Jahren für verschiedene Publikationen und Plattformen (Essays, Programmhefte, Konferenzen) geschrieben wurden, legt Nicole Brenez die Grundsätze dessen dar, was sie als "figurative Analyse" des Kinos bezeichnet, und wendet sie an. Wie der Titel andeutet, lassen sich ihre beiden Hauptinteressen grob als "Figur" (im Allgemeinen) und "Körper" (im Besonderen) zusammenfassen. Ein Schauspieler, der auf der Leinwand auftritt, ist natürlich ein Körper, aber Brenez geht über psychologische oder rein dramaturgische Überlegungen hinaus und untersucht, wie formale Elemente wie Bildausschnitt, Beleuchtung und Schnitt bestimmen, was ein Körper ist und wie er vom Publikum wahrgenommen wird, und wie filmische Mittel eingesetzt werden können, um neue Körper zu schaffen - wie in den Science-Fiction-Filmen der 1990er Jahre, die hybride, post-menschliche Formen postulieren. Gleichzeitig kann ein Körper aber auch ein Kollektiv von Individuen oder sogar Themen und Motive sein, die mit filmischen Mitteln zusammengeführt werden.
Der Begriff "Figur" hat in Brenez' Werk eine breite und reiche Bedeutung, die sich in Konzepten wie "figurale Analyse", "figurale Ökonomie", "figurative Erfindung" oder reine "Figuration" widerspiegelt. Während diese Konzepte im Laufe der Jahre in verstreuten Übersetzungen aufgetaucht sind, stellt diese Sammlung die erste umfassende und weitreichende Auswahl ihrer Schriften zum Kino in englischer Sprache dar.
Brenez interessiert sich für die unzähligen Formen, die Figuren im Film annehmen: Schatten, Silhouetten und Konturen, aber auch Themen und Motive, und wie sich diese visuell und auditiv manifestieren. Sie interessiert sich besonders für die Art und Weise, wie ein einzelner Film diese Figuren oder figurativen Konstellationen hervorbringt. In der Einleitung des Buches (einem Brief an den John-Ford-Biographen Tag Gallagher) legt Brenez ihre Methodik dar und analysiert und interpretiert dann die unzähligen Figuren in Filmen von John Woo bis Paul Sharits sowie in Klassikern von Orson Welles und Sergei Eisenstein. Die Originalität der von Brenez untersuchten Filme und ihre sehr anregenden Intuitionen und Verbindungen haben zu einer der wichtigsten Studien über das Kino des späten 20.