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Reverse Colonization: Science Fiction, Imperial Fantasy, and Alt-Victimhood
Umgekehrte Kolonisierungserzählungen sind Geschichten wie H. G.
Wells' Krieg der Welten, in denen technologisch überlegene Marsmenschen in England einfallen und es kolonisieren. Sie fordern das westliche Publikum auf, sich vorzustellen, wie es ist, die Kolonisierten zu sein und nicht die Kolonisatoren. David Higgins argumentiert, dass einige Geschichten über die umgekehrte Kolonisierung zwar nachdenklich und provokativ sind, dass die umgekehrte Kolonisierungsfantasie aber auch dazu geführt hat, dass sich in unserer heutigen politischen Kultur eine sehr gefährliche Art von wissenschaftlich-fiktionalem Denken durchgesetzt hat.
Bei Gruppen wie Antifeministen, weißen Rassisten und rechtsextremen Reaktionären ist es populär geworden, sich ein Gefühl der rechtschaffenen, antiimperialen Opferrolle anzueignen - das Gefühl, dass insbesondere weiße Männer irgendwie kolonisierte Opfer sind, die einen aufständischen Widerstand gegen ein unterdrückerisches Establishment leisten. Nichts könnte zeitgemäßer sein, als ein bewaffneter rechtsextremer Mob am 6.
Januar 2021 das US-Kapitol stürmte, um zu verhindern, dass die Präsidentschaftswahlen "von ihnen gestohlen werden". Higgins zeigt, dass diese Haltung der umgekehrten Kolonisierung von einer Science-Fiction-Logik abhängt, die in den 1960er Jahren in der imperialen Phantastik die Vorherrschaft erlangte und seither weiter an Dynamik gewonnen hat.
Durch die Identifikation mit phantastischen Formen der Opferrolle können Subjekte, die bereits eine soziale Hegemonie genießen, wirtschaftliche Ungleichheit, die Ausweitung polizeilicher und militärischer Macht, klimatische Verwüstungen, neue Artikulationen von Rassismus und zahllose andere Formen von Gewalt rechtfertigen - alles angeblich im Namen von Sicherheit, Selbstverteidigung und Selbstschutz.