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Disorder in the Court: Morality, Myth, and the Insanity Defense
Die erste rhetorische Geschichte und Analyse der Unzurechnungsfähigkeit in Buchform
Die Verteidigung gegen Unzurechnungsfähigkeit gilt als eines der umstrittensten, am meisten missverstandenen und am wenigsten eindeutigen Themen im amerikanischen Rechtssystem. Disorder in the Court: Morality, Myth, and the Insanity Defense (Unordnung im Gericht: Moral, Mythos und die Verteidigung gegen Unzurechnungsfähigkeit) zeichnet die Entwicklung der US-amerikanischen Rechtsnormen für die Verteidigung gegen Unzurechnungsfähigkeit von 1843, als sie erstmals in England kodifiziert wurden, bis 1984 nach, als die US-Regierung versuchte, sie durch den Insanity Defense Reform Act zu überarbeiten. Während dieses Zeitraums war "Unzurechnungsfähigkeit" in erster Linie ein juristischer und kein medizinischer Begriff.
Dennoch sind in Fällen, in denen die Verteidigung auf Unzurechnungsfähigkeit geltend gemacht wird, die Aussagen psychiatrischer Sachverständiger erforderlich.
Die gerichtliche Beurteilung solcher Fälle steht im Spannungsfeld zwischen zwei unterschiedlichen, sich jedoch überschneidenden Diskursen, dem juristischen und dem medizinischen, die beide in der Vergangenheit versucht haben, feste disziplinäre Grenzen zu ziehen und zu wahren. Sowohl Experten als auch Laien haben damit zu kämpfen, die alltäglichen Definitionen der Zurechnungsfähigkeit zu verstehen und anzuwenden, und die Darstellung der Verteidigung der Unzurechnungsfähigkeit in der Populärkultur hat dieses Verständnis nur weiter erschwert.
Andrea L. Alden argumentiert, dass die Probleme mit dem Verständnis der Unzurechnungsfähigkeit im Wesentlichen rhetorischer Natur sind. Das rechtliche Konzept, was Unzurechnungsfähigkeit und damit den Verzicht auf Verantwortung für die eigenen Handlungen ausmacht, lässt sich nicht mit dem Verständnis der psychiatrischen Berufe für psychische Erkrankungen und deren Auswirkungen auf die Fähigkeit einer Person, ihre Handlungen zu verstehen oder zu kontrollieren, in Einklang bringen. Darüber hinaus gibt es mehrere Ebenen der Überzeugungsarbeit, wenn es darum geht, einen Richter, eine Jury oder die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass ein Angeklagter für seine Handlungen zu einem bestimmten Zeitpunkt verantwortlich ist oder nicht.
Alden untersucht bahnbrechende Gerichtsfälle wie den Prozess gegen Daniel McNaughtan, Durham v. United States und den Prozess gegen John Hinckley Jr., die die wichtigsten Veränderungen in den rechtlichen Definitionen der Unzurechnungsfähigkeit signalisieren. Durch die Kombination von Archiv-, Text- und rhetorischer Analyse bietet Alden eine genaue Lektüre von Texten wie Prozessabschriften, Berufungsgerichtsurteilen und relevanter medizinischer Literatur aus dieser Zeit. Sie kontextualisiert diese Analysen durch populäre Texte - z. B. Zeitungsartikel und Leitartikel - und zeigt, dass alle Gesellschaften zwar eine Version von Geisteskrankheit als strafmildernden Faktor in ihren Strafsystemen beibehalten haben, die Verteidigung wegen Unzurechnungsfähigkeit aber immer umstritten war.