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Underground Modernity: Urban Poetics in East-Central Europe, Pre- And Post-1989
Die Literaturwissenschaftlerin Alfrun Kliems untersucht die ästhetischen Strategien der osteuropäischen Underground-Literatur, -Kunst, -Film und -Musik in den Jahrzehnten vor und nach der Wende, vom "Vater" des Prager Untergrunds, Egon Bondy, bis zum Neo-Dada-Club der polnischen Loser in Berlin.
Die von ihr untersuchten Werke sind "Underground" in dem Sinne, dass sie illegal produziert oder nach dem Sturz der Regime als subversiv rezipiert wurden. Ihre Studie stellt die gängige Vorstellung von "Underground" als Oberbegriff für Nonkonformismus in Frage. Vielmehr stellt sie ihn als soziopoetische Reflexion der Moderne dar, die eng mit dem städtischen Umfeld verbunden ist, mit Tropen und ästhetischen Verfahren, die mit dem Surrealismus, dem Dadaismus, dem Expressionismus und vor allem mit der Pop- und Gegenkultur verwandt sind.
Die Autorin erörtert diese Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei tschechischen, polnischen, slowakischen, ukrainischen, russischen und deutschen Autoren, Musikern und Filmemachern. Sie zeigt intertextuelle Beziehungen über Sprachen und Generationen hinweg auf und ordnet ihre Ergebnisse in einen transatlantischen Kontext (u. a. Beat Generation, Susan Sontag, Neil Young) und den historischen Rahmen von Romantik und Moderne (u. a. Baudelaire und Brecht) ein.
Trotz dieses breiten Rahmens verliert das Buch nie seine Kernaussage aus den Augen: Underground ist kein beliebiger Ausdruck von Unzufriedenheit, sondern das Ergebnis eines grundlegenden Konflikts an den sozialphilosophischen Wurzeln der Moderne.