
Incomparable Empires: Modernism and the Translation of Spanish and American Literature
Der Spanisch-Amerikanische Krieg von 1898 scheint einen Wendepunkt sowohl in der geopolitischen als auch in der literarischen Geschichte zu markieren. Das siegreiche amerikanische Imperium stieg auf und begann seine kulturelle Vorherrschaft über den Globus im zwanzigsten Jahrhundert, während das einst mächtige spanische Imperium unterging und zu einem unbedeutenden Staat in der Weltrepublik der Buchstaben wurde.
Was aber, wenn diese Darstellung auf mehreren fehlerhaften Annahmen beruht, und was, wenn Schlüsselfiguren der Moderne sowohl in Amerika als auch in Spanien diese Geschichte in einem für die moderne Literaturwissenschaft grundlegenden Moment radikal umgeschrieben haben? Gayle Rogers folgt den Netzwerken amerikanischer und spanischer Schriftsteller, Übersetzer und Bewegungen und deckt die Argumente auf, die die Politik und Ästhetik der Moderne geprägt haben. Er untersucht die Rolle des Imperiums - von seinen Institutionen bis hin zu seinen kognitiven Auswirkungen - bei der Gestaltung der Literatur und Kultur einer Nation.
Von Universitäten bis zu vergleichenden Praktiken, von Ezra Pounds gescheiterten Ambitionen als Hispanist bis zu Juan Ramón Jiménez' mehrsprachigen Karten des Modernismo beleuchtet Rogers die tiefgreifende Auseinandersetzung der Modernisten mit der prägenden Dynamik der amerikanischen und spanischen Literaturwissenschaft. Er liest die provokanten, oft kontraintuitiven Argumente von John Dos Passos, der die Ansicht vertrat, dass die „amerikanische Literatur“ nur dann florieren könne, wenn das expandierende US-Imperium wie das spanische zusammenbreche.
Außerdem beschreibt er die umstrittene Theorie einer Verbindung zwischen Harlem, Havanna und Madrid für das Schreiben der schwarzen Moderne und Ernest Hemingways unorthodoxe Entwicklung einer Version des kubistischen Spanglish in For Whom the Bell Tolls. Indem er eine revidierende Literaturgeschichtsschreibung und reichhaltige Textanalysen zusammenbringt, bietet Rogers eine eindrucksvolle Darstellung, warum ausländische Literaturen für zwei sich dramatisch verändernde Länder in einem entscheidenden Moment der Geschichte so wichtig waren.