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Disknowledge: Literature, Alchemy, and the End of Humanism in Renaissance England
"Unwissenheit": Wissen, dass etwas nicht wahr ist, aber trotzdem daran glauben. In Disknowledge: Literature, Alchemy, and the End of Humanism in Renaissance England erforscht Katherine Eggert den bröckelnden Zustand der Gelehrsamkeit im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert. Selbst als die Unzulänglichkeiten des Renaissance-Humanismus offenkundig wurden, hatten viele Intellektuelle der Epoche kaum eine andere Wahl, als ihre vertrauten Wissenssysteme so zu behandeln, als hätten sie noch Bestand. So erhielt der Humanismus den gleichen Status wie die Alchemie: eine Denkweise, die gleichzeitig produktiv und verdächtig, vernünftig und falsch ist.
Eggert argumentiert, dass englische Schriftsteller die Alchemie nutzten, um zu signalisieren, wie sie in einem Zeitalter des raschen intellektuellen Wandels dringende, aber unangenehme Themen vermeiden oder tarnen konnten. Disknowledge beschreibt, wie John Donne, George Herbert, Henry Vaughan, John Dee, Christopher Marlowe, William Harvey, Helkiah Crooke, Edmund Spenser und William Shakespeare alchemistische Bilder, Rhetorik und Denkgewohnheiten nutzten, um drei schwierige Fragen beiseite zu schieben: wie Theorien der Materie ihre Physik mit der römisch-katholischen Transsubstantiation teilten; wie der christliche Hermetismus von der jüdischen Kabbala abhing; und wie neue anatomische Erkenntnisse die Rolle der Frau bei der menschlichen Fortpflanzung anerkannten. Disknowledge zeigt außerdem, wie Shakespeare, Ben Jonson und Margaret Cavendish die Sprache der Alchemie nutzten, um den Humanismus für seine blinden Flecken zu geißeln und eine neue, posthumanistische Form des Wissens zu erfinden: das Schreiben von Belletristik.
Disknowledge ist das erste Buch, das analysiert, wie die englische Renaissance-Literatur die Alchemie einsetzte, um das Wesen und die Grenzen des Lernens zu erforschen, und dabei ein breites Spektrum von Autoren und Themen behandelt. Das Konzept des Nichtwissens - das willentliche Festhalten an etwas, von dem wir wissen, dass es falsch ist - wird in den Literatur- und Kulturwissenschaften als ein dringendes Problem unserer eigenen Zeit diskutiert.