
Urban Re-industrialization
Urbane Reindustrialisierung könnte als Methode zur Steigerung der Unternehmenseffizienz im Kontext einer politisch geförderten "grünen Wirtschaft" gesehen werden; sie könnte auch als nostalgische Mutation eines Konzepts der kreativen Klasse gesehen werden, das sich auf 3D-Druck, "Boutique-Manufacturing" und Handwerk konzentriert. Diese beiden Begriffe stellen die städtische Reindustrialisierung in den Kontext des derzeitigen neoliberalen Wirtschaftssystems und der auf Immobilien- und Bodenspekulation basierenden Stadtentwicklung. Könnte die städtische Re-Industrialisierung eine radikalere Idee sein? Könnte man sich die städtische Reindustrialisierung als ein fortschrittliches sozio-politisches und wirtschaftliches Projekt vorstellen, das darauf abzielt, eine integrative und demokratische Gesellschaft zu schaffen, die auf Zusammenarbeit und Symbiose beruht und weit über das derzeitige Modell der neoliberalen Stadt hinausgeht? Im Januar 2012, vor dem Hintergrund der Finanzkrise von 2008, veröffentlichte Krzysztof Nawratek einen Text, in dem er sich gegen die Fantasie einer "Cappuccino-Stadt" wandte und argumentierte, dass die postindustrielle Stadt eine Fiktion sei und durch die "Industriestadt 2.0" ersetzt werden sollte. Die Industriestadt 2.0 ist ein Versuch, eine postsozialistische und postindustrielle Stadt aus einer anderen Perspektive zu sehen, eine Art Negativ der modernistischen Industriestadt.
Während die Moderne aus logistischen Gründen und aus Sorge um die Gesundheit der Bewohner versuchte, verschiedene Funktionen voneinander zu trennen (vor allem Industrie von Wohngebieten), basiert die Industriestadt 2.0 auf den Ideen der Koexistenz, der Nähe und der Synergie. In den hier versammelten Aufsätzen werden die Möglichkeiten (aber auch die möglichen Gefahren) eines solchen Konzepts aufgezeigt. INHALTSVERZEICHNIS //Einleitung: Urbane Re-Industrialisierung als politisches Projekt (Krzysztof Nawratek)TEIL 1: Warum sollten wir es tun? / Re-Industrialisierung als progressiver Urbanismus: Warum und wie? (Michael Edwards & Myfanwy Taylor) - Mechanismen des Verlusts (Karol Kurnicki) - Die Kulturpolitik der Re-Industrialisierung: Einige Bemerkungen zur Kultur- und Stadtpolitik in der Europäischen Union (Jonathan Vickery)TEIL 2: Politische Überlegungen und Auswirkungen / "Shrimps not whales": Der Bau einer kleinteiligen Stadt als alternative Vision für die postindustrielle Gesellschaft (Alison Hulme) - 'Der Arbeiter': (Re-)Industrialisierung als Universalismus? (Krzysztof Nawratek) - Wessen Re-Industrialisierung? Greening the Pit oder die Übernahme der Produktionsmittel? (Malcolm Miles) - Crowdsourced Urbanism? Die Maker Revolution und die kreative Stadt 2.0 (Doreen Jakob) - Schöne neue Welt? (Tatjana Schneider) - Die politische Agentur der Geographie und die schrumpfende Stadt (Jeffrey T. Kruth)TEIL 3: Wie sollen wir es machen? / Jenseits der postindustriellen Stadt?
Die dritte industrielle Revolution, digitale Fertigung und die Verwandlung von Häusern in Miniaturfabriken (John R. Bryson, Jennifer Clark, & Rachel Mulhall) - Conspicuous Production: Wertschätzung der Sichtbarkeit der Industrie in städtischen Re-Industrialisierungsstrategien (Karl Baker) - Industri us) (Christina Norton) - Working with the Neighbours: Kooperative Praktiken, die nachhaltigen Nutzen bringen (Kate Royston) - Kohlenstoffarme (Re-)Industrialisierung: Lehren aus China (Kevin Lo & Mark Yaolin Wang)