
Reconciling Responsibility with Reality: A Comparative Analysis of Modes of Active Leadership Liability in International Criminal Law
Dieses Buch beleuchtet die Frage der Führungskriminalität aus einem neuen Blickwinkel, indem es zwei äußerst relevante Formen der Verantwortung vergleicht. Durch die Gegenüberstellung der individuellen strafrechtlichen Verantwortung für die Begehung internationaler Verbrechen und der indirekten Begehung durch eine Organisation werden die Schwächen der letzteren Lehre aufgezeigt und die viel zu wenig beachteten Vorteile der ersteren herausgestellt. Der Band analysiert die Entwicklung beider Formen der Verantwortung, untersucht ihre Ursprünge, ihre Rezeption in der Wissenschaft und ihre praktische Anwendung in der Rechtsprechung.
Die Geschichte der mittelbaren Täterschaft durch eine Organisation wird von ihrem deutschen akademischen Ursprung über die deutsche Rechtsprechung bis hin zur Rezeption der Lehre am Internationalen Strafgerichtshof nachgezeichnet. Durch einen Vergleich der Entwicklungsstufen der Lehre werden die unterschiedlichen Aspekte der verschiedenen Modelle der mittelbaren Täterschaft durch eine Organisation beleuchtet und eine allgemeine und grundsätzliche Kritik an der Lehre herausgearbeitet. Die Merkmale der Anordnungshaftung werden durch eine Analyse der Rechtsprechung der Nürnberger Folgeprozesse, der Ad-hoc-Tribunale und des Internationalen Strafgerichtshofs eingehend untersucht. Dieser historische und doktrinäre Vergleich offenbart einen klar definierten und bisher stark vernachlässigten Verantwortungsmodus, der ein enormes Potenzial für die Beurteilung von Führungspersönlichkeiten im Bereich des internationalen Strafrechts birgt, und es kann nur eine Schlussfolgerung aus dieser Analyse gezogen werden: Sie fordert Praktiker und Wissenschaftler auf, die ausgetretenen Pfade der nationalen Strafrechtsdoktrin zu verlassen und wirklich internationale Verantwortungsmodi wie die Befehlsgewalt über ein Verbrechen zu übernehmen.
Dieser Band der IStGH-Reihe bietet Praktikern, Forschern und Studenten eine detaillierte Darstellung der Formen der Führungshaftung und einen innovativen Zugang zum meistdiskutierten Thema.
Dr. Johannes Block ist Strafrechtler mit den Schwerpunkten Völkerstrafrecht, Verantwortlichkeit von Führungspersönlichkeiten, Fragen der Täterschaft und Teilnahme an Verbrechen sowie der nationalsozialistischen Verbrechen. Er studierte in Münster und Bogot, Kolumbien, und promovierte an der Universität zu Köln, wo er auch mehrere Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter arbeitete und lehrte. Sein Referendariat führte ihn zu Ermittlungen im Bereich der organisierten Kriminalität, zur Strafverteidigung, zur Europäischen Kommission und zum Bundesjustizministerium.