
Prodigal Christ: A Parabolic Theology
Das Gleichnis vom verlorenen Sohn ist eine der eindringlichsten Vorstellungen von der Gnade Gottes, die der gefallenen Menschheit zuteil wird: Seine Themen Aufbruch, Sehnsucht und Umarmung sprechen den Kern der menschlichen Existenz an. In Prodigal Christ betrachtet Kendall Cox diese zeitlose Geschichte nicht nur als Gleichnis der Erlösung, sondern auch als Gleichnis der Sühne und der Erwählung und damit als Gleichnis des göttlichen Lebens. Sie ist weit mehr als eine Darstellung der abstrakten, allgemeinen oder unvermittelten Liebe Gottes zu den Menschen, sondern erzählt von der ursprünglichen Verschwendungssucht der zweiten Person der Dreifaltigkeit.
Indem er zwei innovative und höchst resonante christologische Lesarten des Gleichnisses aus Julian von Norwichs Offenbarungen der göttlichen Liebe und Karl Barths Kirchlicher Dogmatik miteinander ins Gespräch bringt, zeigt Cox, dass die Identität Jesu Christi mit dem missratenen Sohn eine textgetreue Interpretationslinie ist, die sich aus der lukanischen Geschichte selbst ergibt. Eine solche Identifizierung wird durch eine ricoureanische Darstellung des Gleichnisses als metaphorische Erzählung und durch die Ausrichtung des Gleichnisses entlang der intertextuellen Fäden, auf die sowohl Julian als auch Barth ansprechen, erhellt. Der außergewöhnliche göttliche Empfang, der in der Heimkehr des verlorenen Sohnes zum Ausdruck kommt, veranlasst Julian zu einem beispiellosen Exkurs über die göttliche Mutterschaft und zwingt Barth dazu, unweigerlich von der Menschlichkeit Gottes zu sprechen.
Diese berühmte Geschichte von der zärtlichen Herablassung Gottes ist nicht nur wegen ihres Inhalts, sondern auch wegen ihrer Gleichnisform theologisch fruchtbar. Durch ihre kreativen Nacherzählungen argumentiert Cox, dass Julian und Barth die Heilige Schrift nicht einfach christologisch auslegen, sondern Christologie im Modus des Gleichnisses betreiben. Indem sie das verkörpern, was wir als parabolische Theologie bezeichnen könnten, laden uns diese Autoren ein, diese Erzählform als eine beispielhafte und dauerhafte theologische Gattung zu betrachten, die sich besonders gut für den christologischen Diskurs eignet. Aus dieser Lektüre ergibt sich ein eindrucksvolles Bild von Christus, dem göttlichen Sohn und Knecht, der in das ferne Land geht, um die Last der Menschheit als seine eigene zu tragen, indem er eine fremde Identität verkörpert und sie in das göttliche Leben aufnimmt. Dies ist unsere Geschichte, und die Geschichte Gottes.