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Missing: Persons and Politics
Die Geschichten von Vermissten bieten tiefe Einblicke in die Spannung zwischen dem, wie politische Systeme uns sehen, und dem, wie wir uns gegenseitig sehen. Die Suche nach Menschen, die infolge von Krieg, politischer Gewalt, Völkermord oder Naturkatastrophen verschwunden sind, zeigt, wie Formen der Staatsführung, die die Person objektivieren, in Frage gestellt werden.
Heutige politische Systeme behandeln Personen instrumentell, als Objekte, die verwaltet werden müssen, und nicht als eigenständige Wesen: Der Regierungsapparat erkennt Kategorien an, nicht Personen. Im Gegensatz dazu verlangen die Angehörigen der Vermissten, dass sich die Behörden auf eine bestimmte Person konzentrieren: Familien und Freunde suchen nach jemandem, der für sie einzigartig und unersetzlich ist. In Missing beleuchtet Jenny Edkins Geschichten aus einer Reihe von Situationen, die dieses kritische Spannungsfeld beleuchten: die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als Millionen von Menschen in Europa vertrieben wurden; die Zeit nach dem Einsturz der Türme des World Trade Centers in Manhattan 2001 und den Bombenanschlägen in London 2005; die Suche nach im Einsatz vermissten Militärangehörigen; das tausendfache politische Verschwinden in Lateinamerika; und alltäglichere Situationen, in denen Menschen ihre Familien verlassen und aus eigenem Antrieb verschwinden.
Wenn jemand vermisst wird, stellen wir oft fest, dass wir ihn nicht so gut kannten, wie wir dachten: Es gibt ein Gefühl, in dem wir selbst unseren Nächsten und Liebsten fehlen, und selbst wenn wir anwesend sind, sind wir nicht abwesend. In diesem Buch, das zum Nachdenken anregt, geht Edkins der Frage nach, was dieses tiefere Vermissen in politischer Hinsicht bedeuten könnte.