Bewertung:

Derzeit gibt es keine Leserbewertungen. Die Bewertung basiert auf 2 Stimmen.
Treason and Masculinity in Medieval England: Gender, Law and Political Culture
Konflikte über Hochverrat quälten die englische politische Gesellschaft im Spätmittelalter. Wie Rechts- und Politikhistoriker gezeigt haben, war Hochverrat stets nicht nur eine rechtliche, sondern auch eine verfassungsrechtliche Angelegenheit, da er für die Vermittlung der Beziehungen zwischen den englischen Königen, ihren politischen Untertanen und der Abstraktion der Krone von zentraler Bedeutung war.
Trotz des wiedererwachten Interesses an der Verfassungsgeschichte wurde der Verrat im mittelalterlichen England jedoch seit den 1970er Jahren nicht mehr eingehend untersucht. Diese bahnbrechende Studie legt eine neue Interpretation des Hochverrats vor, nicht nur als juristisches Konstrukt, politische Waffe und Werkzeug für konstitutionelles Denken, sondern auch als kulturelle Kategorie, die mit Fragen des Geschlechts, der Volkstümlichkeit und der nationalen Identität verknüpft ist. Die Studie untersucht Fälle von den 1380er bis zu den 1420er Jahren und zeigt auf, wie Könige ihre Ansprüche auf souveräne Autorität verteidigten, indem sie die Hochverratsgesetze nutzten, um ihre sterblichen männlichen Körper an den dauerhaften politischen Körper des Reiches zu binden, und erklärt, wie dieser politische Körper durch seine Verstrickung in Kämpfe um männliche Ehre und homosoziale Loyalitäten vermännlicht wurde.
Anhand von Prozessakten, Gesetzen und Chroniken wird beleuchtet, wie kulturelle Männlichkeitsideale die Reaktionen der Regierung auf Legitimitätskrisen verstärkten oder untergruben, und es wird gezeigt, dass das Geschlecht das Verständnis von Hochverrat in der politischen Arena sowie die Definitionen in Gesetzen und Rechtsprechung beeinflusste. Gleichzeitig wird untersucht, auf welch unterschiedliche Weise sich Männer gegen den Vorwurf des Hochverrats wehrten, indem sie sich auf gemeinsame Vorstellungen darüber beriefen, was es im mittelalterlichen England bedeutete, ein Mann zu sein, und dabei halfen, diese Vorstellungen zu verändern.