
Distributed Perception: Resonances and Axiologies
Wer, was und wo nimmt wahr, und wie? Was sind die Sedimentierungen, Einschreibungen und Axiologien der tierischen, menschlichen und maschinellen Wahrnehmung(en)? Was sind ihre Wahrnehmungsmöglichkeiten? Deleuze verwendet das Wort "Wahrnehmbarkeiten", um darauf hinzuweisen, dass die visuelle Wahrnehmung nicht nur eine physiologische Gegebenheit ist, sondern Operationen auslöst, die zu neuen Assemblagen führen. Wahrnehmbarkeiten sind analog dazu räumlich-zeitliche, geolokative, kinästhetische, audiovisuelle und haptische Operationen, die immer schon Erinnerung sind. Im Falle starker Einschreibungen sind sie auch epigenetische Ereignisse.
In der Physik versteht man unter Resonanz die Tendenz eines Systems, bei bestimmten Anregungsfrequenzen mit zunehmender Amplitude zu schwingen. In der Kybernetik und in Theorien der Technologie bezieht sie sich auf die Rückkopplung von Systemen. In den Naturwissenschaften bezeichnet die Resonanz die Axiologie von Positionen und Ereignissen. Es handelt sich dabei um eine Form der Multi-Spezies-Wahrnehmung, die eine emergente Richtungsabhängigkeit und eine proteanische Mnemotechnik betont.
Dieser transdisziplinäre Band bringt wichtige Theoretiker und Praktiker aus den Bereichen Medientheorie, Native Science, Bio-Medien und Klangkunst, Philosophie, Kunstgeschichte und Designinformatik zusammen, um a) die Technik des Werdens von tierischen, menschlichen und maschinellen Wahrnehmungen und b) Mikro-Wahrnehmungen zu untersuchen, die unterhalb der Schwelle bekannter Wahrnehmungen liegen und dennoch energetische Schwingungen erzeugen. Der Band zeigt, dass die verteilte Wahrnehmung ein Schlüsselbegriff ist, wenn es um die Entstehung und das Fortbestehen von Beziehungen zwischen Pflanzen, Tieren, Menschen und Maschinen geht.