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Orphaned Landscapes: Violence, Visuality, and Appearance in Indonesia
Weniger als ein Jahr nach dem Ende der autoritären Herrschaft im Jahr 1998 wucherten riesige Bilder von Jesus Christus und anderen christlichen Szenen an Wänden und Plakatwänden in einer Provinzstadt im Osten Indonesiens, in der ein Konflikt zwischen Muslimen und Christen ausgebrochen war. Die von protestantischen Motorradtaxifahrern errichteten Straßenmalereien waren Ausdruck einer extremen Wahrnehmung, die inmitten der Unsicherheit und der Herausforderung des Sehens durch den Krieg in der Stadt entstand. Sie signalisierten eine radikale Abkehr von der anikonischen Tradition der alten Kolonialkirche, den Wunsch, von den politischen Behörden von Jakarta bis zu den Vereinten Nationen und der Europäischen Union gesehen und anerkannt zu werden, das Bestreben, das christliche Erscheinungsbild einer Stadt angesichts der weit verbreiteten Islamisierung des Landes wiederherzustellen, und die Öffnung für eine intimere Beziehung zum Göttlichen durch die Vergegenwärtigung des christlichen Gottes.
Diese affektiv aufgeladenen Vermittlungen von Religion, Männlichkeit, christlichem Privileg und Subjektivität gehören zu den zahllosen Ephemera des Krieges, von Gerüchten, Graffiti, aufrührerischen Flugblättern und Video-CDs bis hin zu Peace Provocateur-Textnachrichten und Versöhnungszeichnungen von Kindern. Orphaned Landscapes theoretisiert die Produktion von monumentaler Straßenkunst und anderen visuellen Medien als Teil einer umfassenderen Arbeit am Erscheinungsbild, bei der gewöhnliche Menschen, wissentlich oder unwissentlich, die ästhetischen Formen und die sensorische Umgebung ihrer städtischen Umgebung neu gestalten. Das Buch bietet eine reichhaltige, nuancierte Darstellung eines krisengeschüttelten Ortes und zeigt gleichzeitig, dass die Arbeit am Erscheinungsbild alles andere als ein Epiphänomen ist, sondern mit dem soziopolitischen Wandel einhergeht. Ob es um das Auftauchen und Verschwinden von Straßenkunst oder um die Atmosphäre und den Nebel des Krieges geht, Spyer zeigt, wie wichtig es ist, sich auf schwer fassbare, flüchtige Phänomene einzustellen, um ihre spürbaren und unterschiedlichen Auswirkungen in der Welt zu erkennen.
Verwaiste Landschaften: Violence, Visuality, and Appearance in Indonesia ist beim Verlag auf Open-Access-Basis erhältlich.