Viktorianisches Gewaltmedievalismus

Viktorianisches Gewaltmedievalismus (Mary Boyle)

Originaltitel:

Violent Victorian Medievalism

Inhalt des Buches:

Mediävistik, n.

die Rezeption, Interpretation oder Wiederherstellung des europäischen Mittelalters in nachmittelalterlichen Kulturen".

Louise D'Arcens, 2016.

Die Faszination für das Mittelalter prägte das öffentliche Leben im 19. Jahrhundert - und formte im Gegenzug das Mittelalter in einer Form um, die noch heute vorherrscht. Das englische Wesen wurde untrennbar mit einer neu erdachten mittelalterlichen Vergangenheit verbunden, die in Kunst, Architektur und Literatur zum Ausdruck kam. Englische Eigenschaften und Werte wurden auf ein Goldenes Zeitalter des Rittertums zurückgeführt, und der Nationalcharakter wurde in einer heroischen, so genannten germanischen Vergangenheit verankert. Ritterlichkeit und Heldentum sind jedoch notwendigerweise in einem kriegerischen Kontext angesiedelt, und Gewalt durchdrang bereits die Geopolitik, Literatur und Kultur des britischen "imperialen Jahrhunderts". Die mittelalterliche oder an das Mittelalter angelehnte Literatur bot ein weiteres respektables Vehikel für Gewalt.

In den 1830er Jahren veröffentlichte Thomas Carlyle einen Aufsatz, in dem er die Aufmerksamkeit der Nation auf ein mittelalterliches Epos lenkte, das "vor allem uns Engländern Germanen gehört". Es handelte sich um das Nibelungenlied, eine Geschichte von Liebe, Verrat, Rache und hoffnungslosem Heldentum. Es wurde zu einer potenziellen "deutschen Ilias" erklärt, und - wie die Ilias - war die Zahl der Toten enorm. Mit ihren häufigen Gewaltszenen und ihrem Potenzial zur ethnonationalistischen Identitätskonstruktion verkörperte die Erzählung für die Viktorianer verschiedene nationale Bestrebungen. Die Veröffentlichung von Adaptionen nahm erst nach der Uraufführung von Wagners Ring des Nibelungen Fahrt auf, und der Stoff blieb bis zum Ersten Weltkrieg populär. Die daraus resultierenden Adaptionen richteten sich an alle Altersgruppen, und viele waren auffallend illustriert.

Jahrhundert (1789-1914) so weit umgedeutet wurde und so emblematisch für die Vorstellungen von einer so genannten germanischen Identität war, dass er ein nützliches Prisma bietet, durch das man die weiteren Auswirkungen des gewalttätigen viktorianischen (und edwardianischen) Mittelalters betrachten kann. In der Kinderliteratur dieser Zeit wurde die Zurückhaltung in Bezug auf Sex regelmäßig mit Szenen extremer Gewalt gepaart, wobei oft gleichzeitig eine erzieherische Botschaft eingeschmuggelt wurde. Diese Botschaft war hier unmissverständlich, ob für Kinder oder für Erwachsene: Diese Geschichte ist euer kulturelles Erbe. Die Bilder in dieser Ausstellung erweisen sich als klare Vorläufer des Mittelalters des 20. und 21. Jahrhunderts und knüpfen an neuere Tendenzen des gewalttätigen Mittelalters und der Populärkultur an.

Weitere Daten des Buches:

ISBN:9781838464103
Autor:
Verlag:
Sprache:Englisch
Einband:Taschenbuch

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