
From Bayreuth to Burkina Faso: Christoph Schlingensief's Opera Village Africa as Postcolonial Gesamtkunstwerk?
Opera Village, ein partizipatorisches Kunstexperiment des verstorbenen deutschen Multimedia-Künstlers Christoph Schlingensief, dient als Versuchsfeld für eine kritische Befragung von Richard Wagners Begriff des Gesamtkunstwerks. Sarah Hegenbart zeichnet den Weg von Wagners Einführung des Gesamtkunstwerks in Bayreuth bis zu Schlingensiefs Versuch nach, die Idee des Gesamtkunstwerks mit neuer Bedeutung aufzuladen, indem er sie auf das westafrikanische Land Burkina Faso überträgt.
Schlingensief entwickelte Opera Village in Zusammenarbeit mit dem weltbekannten Architekten Francis Kéré. Dieses letzte Projekt Schlingensiefs ist inspiriert von und beleuchtet die vielfältigen Themen, die seine künstlerische Praxis prägten, darunter die Auseinandersetzung mit der deutschen Vergangenheit, Antisemitismus, kritische Ethnie und Fragen der postkolonialen (Selbst-)Kritik.
Von Bayreuth nach Burkina Faso führt den Begriff des postkolonialen Gesamtkunstwerks ein, um die eurozentrische Perspektive auf die Kunstgeschichte zu durchbrechen, und untersucht, wie die soziopolitische Kraft eines postkolonialen Gesamtkunstwerks Prozesse der transkulturellen Identitätskonstruktion beeinflussen könnte. Es wird aufgezeigt, wie Schlingensief das Wagnersche Konzept nach Burkina Faso transloziert hat, um die deutsche Kolonialgeschichte zu thematisieren und sich mit ihr aus der Perspektive multidirektionaler Erinnerungskulturen auseinanderzusetzen.