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From a Distant Relation
In seinem kurzen Leben (1865-1921) war Micha Josef Berdichevsky ein vielseitiger und einflussreicher Literat: ein innovativer hebräischer Prosastilist, ein Sammler jüdischer Folklore und ein Gelehrter der alten jüdischen und christlichen Geschichte. Er stand in einer Reihe mit den Gebrüdern Grimm, Sholem Aleichem, Friedrich Nietzsche und einem breiten Kreis jüdischer Schriftsteller im Russischen Reich und den deutschsprachigen Ländern.
Als jiddischer Schriftsteller ist er dem allgemeinen Publikum jedoch weitgehend unbekannt. Ursprünglich in den 1920er Jahren veröffentlicht, wurden seine Geschichten von prominenten Kritikern abgelehnt und als nicht dem literarischen Geschmack seiner Zeit entsprechend angesehen. Dennoch können diese lebendigen Porträts einer kleinen jüdischen Stadt (Schtetl) im südlichen Russischen Reich auch heute noch ein Publikum ansprechen.
Mit bezauberndem Humor, sozialer Satire und sprachlicher Gewandtheit fängt From a Distant Relation die Welt des Schtetls in einem scharfen realistischen Prosastil ein. Themen wie unterdrückte Sehnsucht, Armut, Beziehungen zu Nicht-Juden und historische Umwälzungen finden ihren Widerhall in einer Reihe von einprägsamen Figuren.
Viele der Geschichten und Monologe haben starke weibliche Protagonisten, während andere die frauenfeindliche Kultur des Schtetl beleuchten. An der Grenze zwischen Fiktion und Reportage, mit einer düsteren Schattenseite und einer trügerischen Naivität, erforschen Berdichevskys Geschichten die Dynamik von Reichtum, Macht und Geschlecht in einer intimen Umgebung, die tief mit dem heutigen jüdischen Leben verbunden ist.