
At Eden's Door: The Habsburg Jewish Life of Leon Kellner (1859-1928)
Leon Kellner gehörte zur geistigen und kulturellen Elite des kaiserlichen Österreich. Er engagierte sich in der Politik, war Mitglied des Landtags und ein angesehener Essayist, außerdem war er ein führender Zionist und Vertrauter von Theodor Herzl.
Nach dem Vorbild der Londoner Toynbee Hall schuf er eine Institution zur kulturellen, pädagogischen und sozialen Förderung der Juden, die sich mit großem Erfolg in ganz Ostmitteleuropa verbreitete. Er war auch ein international anerkannter Shakespeare-Forscher. Und doch ist er heute kaum bekannt.
Wie konnte jemand, der aus einer kleinbürgerlichen orthodoxen jüdischen Familie aus der Provinz Galizien stammte, im Habsburgerreich zu solcher Prominenz gelangen? Kellner ist eine durch und durch habsburgisch-jüdische Geschichte, die sich über Ost und West erstreckt und von der Geschichte, Politik und Kultur des Reiches geprägt ist. Er war ein einzigartiger Charakter: ein galizischer Jude, der in Wien und Czernowitz zu Hause war, mit Blick auf Zion, aber auch in London zufrieden, und das nie mehr, als wenn er sich in die Einzelheiten von Shakespeares Texten vertiefte.
Kellners Welt wurde gleich zweimal zerstört: Das habsburgische Österreich ging 1918 zu Ende, das ostmitteleuropäische Judentum 1945. Diese Biographie stellt zumindest einen Teil des Verlorenen wieder her.