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Risking Truth: Reshaping the World Through Prayers of Lament
Wir leben in einer Welt, die von Veränderungen geprägt ist. Oft sind die grundlegendsten Veränderungen in unserem Leben das Ergebnis von Erfahrungen, die mit tiefem Leid und Verlust einhergehen, wenn wir aus unserer vertrauten Welt herausgerissen und in eine uns fremde Welt hineingetrieben werden.
Inmitten eines solchen Verlustes sind wir gezwungen, uns zu entscheiden, ob wir uns an die Reste einer Wirklichkeit klammern wollen, die vergeht, oder ob wir versuchen, in einer fremden neuen Welt ein Zuhause zu finden. Biblische Klagegebete erwarten uns an diesem Scheideweg von Verlust und Neuem. Gebete der Klage sind sowohl durch den Verlust als auch durch das unerklärliche Schweigen Gottes gekennzeichnet.
Alles, was wir über Gottes Gerechtigkeit und Güte glauben, wird durch seine Verborgenheit in Zweifel gezogen.
Der Schrei der Klage ist ein Akt von ungeheurem Risiko. Zu klagen bedeutet, das sinkende Schiff der religiösen Gewissheit zu verlassen und in einem kleinen Beiboot inmitten stürmischer See auf die Suche nach einem verborgenen Gott zu gehen.
Angesichts des Schweigens Gottes sind die biblischen Schreiber bereit, ihre grundlegendsten Überzeugungen aufs Spiel zu setzen und zu klagen. Die Psalmdichter riskieren den Verlust der Exodus-Geschichte, indem sie zu einem Gott schreien, der versagt hat zu retten, und fordern, dass er noch einmal die chaotischen Wasser teilt und einen Weg in der Wüste bahnt. Hiob riskiert den Verlust eines moralischen Gottes, indem er Gott mit seiner Ungerechtigkeit konfrontiert.
Jeremia riskiert den Verlust des Bundes, indem er Gott auffordert, noch einmal zu einem treulosen Partner und einer gescheiterten Ehe zurückzukehren. Matthäus und Johannes der Offenbarer erkennen, dass das Kommen des Messias durch die Schreie der unschuldig Leidenden vorangetrieben wird. In der ganzen Bibel riskiert die Klage den möglichen Verlust der Beziehung zu Gott und drängt auf eine neue, wenn auch ungewisse Erfahrung der Gegenwart Gottes.