Bewertung:

Michael Liconas Buch „Why Are There Differences in the Gospels?“ (Warum gibt es Unterschiede in den Evangelien?) stellt eine wissenschaftliche Untersuchung der Diskrepanzen in den Evangelienberichten dar, indem sie diese mit griechisch-römischen Biografien vergleicht, wobei insbesondere die Werke von Plutarch als Referenzpunkt dienen. Licona skizziert die von antiken Biographen angewandten Kompositionstechniken, gibt Einblicke in die Art und Weise, wie Erzählungen konstruiert wurden, und ermutigt die Leser, die Unterschiede in den Evangelien in ihrem historischen und literarischen Kontext zu verstehen.
Vorteile:Das Buch ist gut recherchiert, erhellend und bietet eine wertvolle akademische Perspektive auf die Evangelien, die das Verständnis fördert, ohne eine Harmonisierung zu erzwingen. Die Leser schätzen den umfassenden Charakter, die wissenschaftliche Strenge und die Einführung neuer Denkansätze zu den Unterschieden in den Evangelien. Es wird besonders als wichtige Quelle für Apologetik und theologische Studien hervorgehoben.
Nachteile:Die Leser merken an, dass das Buch recht dicht ist und erhebliche Anstrengungen beim Lesen erfordert, was es für Gelegenheitsleser weniger zugänglich macht. Manche finden es langweilig oder zu technisch, was zu Verwirrung oder Schwierigkeiten beim Verfolgen der Argumente führen kann. Es gibt Fälle, in denen sich einige Leser in den umfangreichen Hintergrundinformationen verirrt haben.
(basierend auf 25 Leserbewertungen)
Why Are There Differences in the Gospels?: What We Can Learn from Ancient Biography
Jeder, der die Evangelien aufmerksam liest, wird feststellen, dass es Unterschiede in der Art und Weise gibt, in der sie über dieselben Ereignisse berichten. Diese Unterschiede haben viele konservative Christen dazu veranlasst, auf Harmonisierungsversuche zurückzugreifen, die oft recht angestrengt sind und manchmal bis zur Absurdität gehen. Viele Menschen sind zu dem Schluss gekommen, dass die Evangelien hoffnungslos widersprüchlich und daher als Berichte über Jesus historisch unzuverlässig sind. Die Mehrheit der Neutestamentler ist heute der Ansicht, dass die meisten, wenn nicht sogar alle Evangelien zur Gattung der griechisch-römischen Biografie gehören und dass diese Gattung eine gewisse Flexibilität in der Art und Weise zulässt, wie historische Ereignisse erzählt werden. Nur wenige Wissenschaftler haben sich jedoch eingehend mit der Frage befasst, wie sich dies in den Perikopen (in sich geschlossenen Abschnitten) der Evangelien auswirkt.
Why Are There Differences in the Gospels? bietet eine neue Herangehensweise an diese Frage, indem es die Werke von Plutarch untersucht, einem griechischen Essayisten, der im ersten und zweiten Jahrhundert n. Chr. lebte. Michael R. Licona entdeckt drei Dutzend Perikopen, die in Plutarchs Leben zwei- oder mehrmals erzählt werden, identifiziert Unterschiede zwischen den Berichten und analysiert diese Unterschiede im Lichte von Kompositionsmitteln, die von klassischen Gelehrten als von antiken Autoren üblicherweise eingesetzt wurden. Das Buch wendet dann denselben Ansatz auf neunzehn Perikopen an, die in zwei oder mehr Evangelien erzählt werden, und zeigt, dass die dort gefundenen Hauptunterschiede wahrscheinlich auf dieselben von Plutarch verwendeten Kompositionsmittel zurückzuführen sind.
Licona zeigt, dass sowohl die angestrengten Harmonisierungen als auch die voreilige Ablehnung der Evangelien als verlässliche Berichte fehlgeleitet sind, und lädt die Leser ein, sich ihnen im Lichte ihrer biographischen Gattung zu nähern, um auf diese Weise ein klareres Verständnis der Gründe für ihre Unterschiede zu gewinnen.